Moose schützen sich mit bestimmten chemischen Verbindungen vor Fressfeinden wie Schnecken. Jenaer Chemiker stießen bei der Untersuchung von Besenmoos auf so genannte Oxylipine, die oft auch von anderen Organismen zur Verteidigung eingesetzt werden. Die Wissenschaftler extrahierten die Substanz, behandelten damit Salatblätter und boten sie Schnecken an: Selbst bei tausendfacher Verdünnung im Vergleich zur Konzentration in dem Moos blieben die Salatblätter unberührt. Das Forschungsergebnis soll nun dazu dienen, einen natürlichen Fraßschutz gegen Schnecken und andere Schädlinge zu entwickeln.
Moose werden von Schnecken als Nahrung gemieden. Deshalb suchten die Wissenschaftler nach Substanzen im Besenmoos, die diese Abneigung hervorrufen könnten. Fündig wurden sie bei den Oxylipinen: Diese entstehen durch die Reaktion von ungesättigten Fettsäuren mit Sauerstoff, weil Moos etwa durch Fressfeinde verwundet wird. “Motiviert durch die Beobachtung, dass in anderen Organismen Oxylipine oft an Verteidigungsreaktionen beteiligt sind, haben wir die Wirkung dieser Verbindungen in der Moospflanze genauer untersucht”, berichtet Pohnert, Inhaber des Lehrstuhls für Instrumentelle Analytik.
Um die mögliche fraßhemmende Wirkung der Oxylipine nachzuweisen, boten die Jenaer Forscher Spanischen Wegschnecken zwei Salatblätter an: Das eine war mit den Oxylipinen aus dem Moos behandelt, das andere nicht. Die Wahl der hungrigen Schnecken fiel fast ausschließlich auf die unbehandelten Blätter.
Mit dem Forschungsergebnis könnte eine ökologische Alternative zum sogenannten Schneckenkorn gefunden werden. Dieses ist schädlich für Vögel und andere Fraßfeinde der Schnecken, aber auch für Haustiere. Pohnert will die Untersuchungen nun auf weitere Moosarten ausweiten.
Georg Pohnert (Universität Jena) et al.: Angewandte Chemie, doi: 10.1002/ange.201000825) ddp/wissenschaft.de ? Rochus rademacher