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Tödliche Attacke bei Nacht

Erde|Umwelt

Tödliche Attacke bei Nacht
Die menschenfressenden Löwen von Tsavo, die während des Baus einer Eisenbahnbrücke in Kenia 1898 bis zu 135 Menschen getötet haben sollen, haben tatsächlich wohl nur etwa 35 Menschen auf dem Gewissen. Das schließen amerikanische Forscher aus Analysen der Haare und Knochen der Tiere, die im Field Museum für Naturgeschichte in Chicago aufbewahrt sind. Die Geschichte von den beiden menschenfressenden Tsavo-Löwen ist Gegenstand von Büchern und insgesamt drei Hollywoodfilmen, zuletzt 1996 in dem Streifen „Der Geist und die Dunkelheit“ mit Michael Douglas in einer der Hauptrollen.

Das Grauen in dem Camp von Arbeitern, die mit dem Bau einer Eisenbahnbrücke über den Fluss Tsavo beschäftigt waren, hatte im Frühjahr 1898 begonnen: Die beiden Löwen drangen nachts in das Camp ein, packten einen der schlafenden Männer und zogen ihn aus seinem Zelt. Trotz immer schärferer Sicherheitsmaßnahmen mit Wällen aus Dornengestrüpp, Wachposten und Feuern konnte der Terror der beiden Räuber nicht beendet werden. Die Bauarbeiten an der Brücke kamen schließlich zum Erliegen, da sich viele der Arbeiter weigerten, weiter in dem Camp zu bleiben.

Neun Monate lang versuchte der Brite John Henry Patterson, der als Soldat in Indien Erfahrungen mit der Jagd auf Tiger gemacht hatte, die beiden Löwen zur Strecke zu bringen. Doch erst Anfang Dezember konnte er das erste Tier erlegen, etwa drei Wochen später folgte das zweite. Diese Jagderfolge brachten Patterson einen legendären Ruf ein, und in den Berichten, die in den folgenden Jahrzehnten über die Ereignisse erschienen, war schließlich von 135 Menschen die Rede, die den Löwen zum Opfer gefallen sein sollen.

Diese Zahl müssen Nathaniel Dominy und seine Kollegen nun drastisch nach unten korrigieren: Die Wissenschaftler nahmen für ihre Untersuchung Haar- und Knochenproben von den beiden Löwen, die heute ausgestopft in dem Museum in Chicago stehen, und bestimmten die sogenannten Isotopenverhältnisse von Stickstoff und Kohlenstoff. Dieses Verhältnis gibt jeweils die Zusammensetzung der verschiedenen Erscheinungsformen des jeweiligen Elements an und unterscheidet sich zwischen Mensch und Tier. Aus dem Verhältnis der Isotope, die in den letzten Monaten des Lebens der Löwen in ihre Haare eingelagert wurden, können die Forscher Rückschlüsse auf die Ernährung der Tiere ziehen.

Während sich der eine Löwe etwa zur Hälfte von Menschen ernährte, fraß das zweite Tier nur gelegentlich Menschenfleisch, ergab die Auswertung der Forscher. Hochgerechnet auf die übliche Fleischmenge, die ein Löwe täglich zu sich nimmt, ergibt sich daraus für die betreffende Zeit eine Zahl von insgesamt etwa 35 Menschen, erklären die Wissenschaftler. In ihrer Untersuchung konnten die Forscher außerdem die These bestätigen, nach der einer der Löwen eine Verletzung am Kiefer hatte und wohl auch aus diesem Grund auf die vergleichsweise leicht zu greifende menschliche Beute auswich.

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Nathaniel Dominy (Universität von Kalifornien, Santa Cruz) et al.: PNAS, doi 10.1073/pnas.0905309106 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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