Als wäre das nicht schon Drama genug, jetzt auch noch das: Dieser Tage warnen die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie und der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker vor Lieferengpässen bei wichtigen und hochwirksamen Antibiotika. Immer wieder seien die Regale in Krankenhausapotheken leer. Und Ersatzpräparate könnten die gefährlichen resistenten Keime sogar noch begünstigen.
Knapp sind aktuell Ampicillin sowie der Kombinationswirkstoff aus Ampicillin und Sulbactam sowie Amoxicillin und das Duo aus Amoxicillin und Clavulansäure. Gerade Ampicillin wird von der Weltgesundheitsorganisation als dringend benötigt eingestuft. Infektionen der Haut, von Wunden, manche Lungenentzündung und Halsinfektionen lassen sich im Krankenhaus am besten mit diesem Medikament bekämpfen.
Ohne Patentschutz keine Produktion
Die Gründe für die Versorgungsprobleme sind vielfältig: Auffällig oft seien Arzneien betroffen, deren Patentschutz abgelaufen sei. Sie werfen deshalb keine großen Gewinne mehr ab, schildert Matthias Fellhauer vom Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker. „Die Produktion wurde bis an die Schmerzgrenze rationalisiert. Wenn es in der Fabrik Probleme gibt, bleiben die Regale leer.“
Das ist verheerend und lebensbedrohlich bei Infektionen, die an allen deutschen Kliniken Alltag sind. Mehr noch als bei Pocken, die gar nicht grassieren und für die trotzdem etliche Millionen Dosen Impfstoff auf Vorrat gehalten werden, wäre es nützlich einen Vorrat an den lebenswichtigen Antibiotika zu haben. Sie würden nicht einfach so verfallen. Sie würden gebraucht.
Frühwarnsystem statt Kostenexplosion
Trotzdem ist der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker gegen einen solchen Notbestand. Die Kosten und die Bürokratie wären enorm. Und natürlich – am Ende würden sie das ohnehin strapazierte Gesundheitssystem belasten und die Beitragszahler würden zur Kasse gebeten.
Aber Tausende Patienten mit resistenten Keimen mehr schlecht als recht zu versorgen, ist unverantwortlich. Kurzfristig müssten wenigstens die Hersteller ihre Informationspolitik verbessern, indem sie rechtzeitig über Ausfälle berichten. Ein verpflichtendes Frühwarnsystem würde den Apothekern Zeit geben, sich mit unbedenklichen Ersatzpräparaten einzudecken oder gegenseitig auszuhelfen. Bei anderen Produkten funktioniert Ähnliches schon und durchaus gut: Kommt ein Teddy in den Handel, dessen Augen sich ablösen und verschluckt werden können, warnt das EU-weite Produktrückrufsystem Rapex sofort vor der Spielware. Schließlich geht es um die Gesundheit von Kindern. Und bei Antibiotika geht es um die Gesundheit aller.