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Ein Blick reicht für die richtige Schublade

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Ein Blick reicht für die richtige Schublade
Nicht nur Statussymbole wie Markenkleidung und große Autos, sondern allein die Körpersprache sagt viel über den sozialen Status eines Menschen aus. So deuten bestimmte Verhaltensweisen eher auf einen hohen, andere auf einen niedrigen sozialen Status hin. Umgekehrt können Beobachter allein an der Körpersprache ihres Gegenübers relativ eindeutig erkennen, ob dieser einen hohen oder niedrigen sozialen Status besitzt. Das haben die Psychologen Michael Kraus und Dacher Keltner von der University of California in Berkeley (USA) in einem Experiment nachgewiesen.

Unter dem Vorwand, besonders effektive Interviewstrategien bei einem Vorstellungsgespräch untersuchen zu wollen, baten die Sozialwissenschaftler 106 Psychologiestudenten in ihr Labor. Sie ließen jeweils zwei Studenten, die einander nicht kannten, ein fünfminütiges Kennenlerngespräch führen und zeichneten dabei ihr Verhalten auf Video auf. Anschließend analysierten zwei unabhängige Fachleute jeweils einminütige Abschnitte der Videosequenz und beurteilten, wie oft die Teilnehmer zugewandtes, verbindliches und wie oft sie abgewandtes, unverbindliches Verhalten zeigten. Als verbindlich definierten Kraus und Keltner Verhaltensweisen, die Interesse und Zugewandtheit zeigen, als unverbindlich dagegen Körpersignale, bei denen jemand die Aufmerksamkeit vom Gesprächspartner abwendet.

Bei der Auswertung stellten die Psychologen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Studenten und ihrem sozialen Status fest. So zeigten Teilnehmer, deren Eltern ein hohes Einkommen und einen hohen Bildungsgrad hatten, deutlich mehr unverbindliches Verhalten: Sie spielten mit Gegenständen herum, kritzeln auf ein Papier oder zupften an sich selbst herum. Probanden, deren Eltern einen geringeren sozialen Status hatten, zeigten dagegen mehr Signale der Zuwendung wie Kopfnicken, Lachen, Blickkontakt und Heben der Augenbrauen.

In einem zweiten Versuchsteil wurden sieben Studenten gebeten, die Videos ohne Ton anzuschauen und allein aus der Körpersprache den sozialen Status der Gesprächspartner zu beurteilen. Dabei gelang es den Studenten, den sozialen Status der Videoteilnehmer überwiegend richtig einzuschätzen. Eine anschließende statistische Analyse ergab zudem, dass die Beobachter tatsächlich aus den körperlichen Signalen auf den sozialen Status schlossen.

Eine Erklärung für die beobachteten Unterschiede könnte sein, dass Menschen aus höheren sozialen Schichten von anderen unabhängiger sind. „Diese fehlende Abhängigkeit könnte sich in einem weniger zugewandten nonverbalen Gesprächsverhalten äußern“, schreiben Kraus und Keltner. In Zukunft sollten die Ergebnisse an weiteren Stichproben überprüft werden, die nicht nur Studenten umfassen, betonen die Forscher. Außerdem planen die Psychologen, die Körpersprache von Gesprächspartnern zu untersuchen, die einander bereits kennen.

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Michael Kraus und Dacher Keltner (University of California, Berkeley): Psychological Science (Bd. 20, S. 99) ddp/wissenschaft.de ? Christine Amrhein
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