Ältere Menschen über 70 fühlen sich im Schnitt rund 13 Jahre jünger, als es ihrem tatsächlichen Alter entspricht. Bis ins hohe Alter bleibt diese Illusion erhalten, haben amerikanische und deutsche Forscherinnen um Jacqui Smith von der Universität von Michigan in Ann Arbor bei einer Langzeituntersuchung von rund 500 Menschen über 70 Jahren in Berlin herausgefunden. Beim Blick in den Spiegel schätzen die Senioren ihr Alter allerdings realistischer ein und fühlten sich durchschnittlich nur noch sieben Jahre jünger.
Die Psychologin Smith und ihre Kolleginnen vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin untersuchten Alters- und Gesundheitsangaben von 516 Einwohnern von Berlin, die in den 90er Jahren an der Berliner Altersstudie teilgenommen hatten. In den Folgejahren wurden die Teilnehmer immer wieder zu ihren Lebensumständen befragt. Gefragt nach dem gefühlten Alter schätzten sich 70-jährige Senioren im Schnitt 13 Jahre jünger ein.
Die Forscherinnen vermuteten zunächst, dass mit zunehmendem Alter diese Lücke zwischen realem und gefühltem Lebensalter zunimmt. Bei einigen der ältesten Versuchsteilnehmer traf dies auch zu: Sie fühlten sich immer jünger. Doch im Durchschnitt blieb der Wert von 13 Jahren bei allen Altersgruppen über 70 erhalten. „Vielleicht ist das Gefühl, 13 Jahre jünger zu sein, die optimale Illusion in hohem Alter“, kommentiert Forscherin Smith.
In einem zweiten Versuchsteil mussten die Senioren ihr Erscheinungsbild in einem Spiegel anhand einer Jahresskala von Null bis 120 einordnen. Zu Beginn der Langzeitstudie sahen sich die Menschen noch zehn Jahre jünger. Einige Jahre später schrumpfte dieser Wert auf sieben Jahre. „Frauen schätzten ihr Erscheinungsbild dabei realistischer ein als Männer, da sie ihr Aussehen kritischer bewerten“, sagt Smith.
Mitteilung der Universität Michigan, Ann Arbor ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer