Bei Frauen kann ein Flirt festigend auf eine bestehende Partnerschaft wirken, während sich bei Männern die Einstellung gegenüber der eigenen Partnerin eher verschlechtert. Das haben kanadische Wissenschaftler in einer Studie mit Freiwilligen gezeigt. Das Ergebnis widerspricht vorherigen Studien, die generell von einem negativen Einfluss von Flirts auf die Beständigkeit einer Partnerschaft bei beiden Geschlechtern ausgingen.
Grundlage der Studie sind sieben Experimente mit 724 jungen heterosexuellen Männern und Frauen, die sich in ernsthaften Beziehungen befanden. In einem Experiment trafen 71 ahnungslose Männer eine attraktive Frau, die der Hälfte als Single vorgestellt wurde und mit ihnen flirtete. Der anderen Hälfte trat die Frau als unerreichbar entgegen und ignorierte die Männer einfach. Direkt nach diesem Zusammentreffen mussten die Probanden in einem Fragebogen angeben, wie sie reagieren würden, wenn sie herausgefunden hätten, dass ihre Partnerin sie angelogen hat. Zwölf Prozent der Männer, die geflirtet hatten, waren weniger gewillt, ihrer Partnerin zu vergeben. Das Gegenexperiment mit 58 Frauen zeigte, dass 17,5 Prozent der Frauen ihren Partnern eher ein schlechtes Verhalten entschuldigen würden.
Eine Interpretation der Wissenschaftler ist, dass Männer der Versuchung nicht widerstehen können beziehungsweise die Situation einfach anders interpretieren als Frauen. Würden sie eine attraktive Frau als Bedrohung für ihre Beziehung sehen, so würden sie vermutlich versuchen, die Partnerschaft zu schützen, erklären die Forscher. In einem weiteren Experiment bereiteten die Wissenschaftler die Männer auf das Treffen mit einer attraktiven Frau vor. Sie sollten sich vorher eine Strategie ausdenken, um ihre Beziehung zu schützen. Diese Männer konnten sich besser von einer attraktiven Frau distanzieren als die Männer, die unvorbereitet in solch ein Treffen gerieten. Frauen besitzen ein natürliches Misstrauen attraktiven Männern gegenüber, auf der anderen Seite seien sich Männer nicht immer über die Konsequenzen ihres Handelns bewusst, glauben die Forscher.
John Lydon (McGill-Universität in Montreal) et al.: Journal of Personality and Social Psychology, Bd. 95, S. 50 ddp/wissenschaft.de ? Uwe Thomanek