Wie es genau funktioniert, konnten Nathan DeWall und sein Kollege Roy Baumeister allerdings erst jetzt zeigen. Dazu teilten sie ihre Probanden in jeweils zwei Gruppen ein, von denen sich die eine mit dem eigenen Tod beschäftigen sollte ? etwa durch Fragen wie „Was passiert mit Ihrem Körper, wenn Sie sterben?“ oder „Stellen Sie sich vor, wie es sich anfühlt, tot zu sein“ ?, während die andere an einen unangenehmen Zahnarztbesuch denken sollte. Anschließend hatten die Teilnehmer verschiedene Sprachtests zu absolvieren, die unbewusste Assoziationen verraten sollten. So ließen die Forscher die Probanden beispielsweise Wortfragmente vervollständigen, aus denen sich entweder ein emotionales oder ein neutrales Wort formen ließ. Ein Beispiel dafür wäre etwa der Wortstamm „glü-„, der entweder als „glühen“ oder als „glücklich“ interpretiert werden kann.
Alle Tests zeigten das gleiche Ergebnis: Hatten sich die Teilnehmer zuvor mit dem Tod auseinandergesetzt, neigten sie, ohne sich dessen bewusst zu sein, eher zu positiven Assoziationen. Das psychologische Immunsystem sorgt angesichts der heftigen Bedrohung durch den Schrecken des Todes also einerseits dafür, dass positive Informationen schneller zugänglich gemacht werden und dass sie andererseits über die negativen dominieren, erklären die Forscher. Etwas abgeschwächt lasse sich dieser Mechanismus auch bei älteren Menschen beobachten ? auch sie konzentrieren sich umso stärker auf das Positive in ihrem Leben, je näher der Tod rückt.