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Ein Auge für Angst

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Ein Auge für Angst
Der Mensch registriert kleinste Gefühlsregungen im Gesicht seines Gegenübers, ohne sich selbst darüber bewusst zu sein. Das zeigen Versuche amerikanischer Forscher. Dabei reicht es aus, wenn jemand für Sekundenbruchteile ängstlich das Gesicht verzieht. Selbst wenn er anschließend seine Gefühle unterdrückt und ein überraschtes Gesicht aufsetzt, nimmt der Beobachter die Situation als bedrohlich wahr.

Die Forscher zeigten den Versuchsteilnehmern siebzig verschiedene Bilder von verwundert blickenden Menschen. Bevor ein Foto auf dem Bildschirm erschien, blendeten sie für dreißig Millisekunden ein anderes Gesicht ein. Dieses zeigte entweder einen glücklichen oder einen ängstlichen Menschen. Die Zeitspanne war aber so kurz, dass die Teilnehmer das eingeblendete Bild nicht bewusst wahrnahmen. Anschließend sollten sie bewerten, welche der siebzig Menschen eher positiv überrascht wirkten, zum Beispiel weil sie unerwartet einen Freund getroffen hatten, und welche eher negativ überrascht wirkten, zum Beispiel aufgrund eines Überfalls.

Bilder, bei denen zuvor ein ängstliches Gesicht aufgeflackert war, beurteilten die Probanden negativer als solche, die die Forscher mit einem glücklichen Gesicht hinterlegt hatten. Gleichzeitige Messungen der Hirnaktivität zeigten, dass die Teilnehmer die negativ hinterlegten Bilder auf andere Weise verarbeiteten als die mit positiven Einblendungen. Um schnell auf Gefahren reagieren zu können, nimmt das Gehirn Reize, die eine Bedrohung signalisieren ? wie etwa das ängstliche Gesicht ?, bevorzugt wahr, erklären die Forscher.

Die Ergebnisse könnten helfen, psychische Erkrankungen wie Phobien und andere Angststörungen besser zu verstehen. Denn Studienteilnehmer, die tendenziell sehr besorgt waren, bewerteten die angsthinterlegten Bilder sogar noch negativer als andere. Die Forscher vermuten deshalb, dass überzogene Angstgefühle möglicherweise auf eine gesteigerte Wahrnehmung von furchterfüllten Gesichtsregungen zurückzuführen sind. Die Fähigkeit, kleinste Gefühlsregungen wahrzunehmen, hat natürlich auch positive Seiten. Sie ermöglicht, sich in andere hineinzufühlen und ihre wahren Absichten zu ergründen.

Mitteilung der Northwestern University, Evanston ddp/wissenschaft.de ? Larissa Kessner
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