Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Weibliche Namen machen Hurrikans gefährlicher

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Weibliche Namen machen Hurrikans gefährlicher
14-06-02 Hurrikan.jpg
Hurrikan an der Küste der USA. Credit: Thinkstock
Sie heißen, Eloise, Igor, Dolly oder Dennis und sind gefährliche Monster: Die Gewalten der Hurrikans reißen jedes Jahr Hunderte Menschen in den Tod. Doch offenbar ist die Windgeschwindigkeit nicht der einzige Faktor ihres tödlichen Potentials, sondern erstaunlicherweise auch ihr Name: Einer US-Studie zufolge fordern weiblich benannte Hurrikans trotz gleicher Intensität deutlich mehr Todesopfer als Stürme mit männlichen Bezeichnungen. Tests der Forscher belegen, dass hinter dem Phänomen offenbar ein psychologischer Effekt steckt: Menschen unterschätzen die Bedrohung durch feminine Assoziationen. Deshalb sind sie bei weiblichen Hurrikans weniger vorsichtig, was sich in der Todesstatistik widerspiegelt.

Der Name eines Hurrikans hat weder etwas mit seinen Eigenschaften zu tun, noch entwickelt er sich aus dem Volksmund: Meteorologen weisen den Stürmen abwechselnd männliche und weibliche Namen zu, die einer vorgegeben Liste entstammen. Es gibt also keinen Zusammenhang zwischen Name und Intensität. So sollte man annehmen, dass Stürme gleicher Stärke auch ähnliche Opferzahlen verursachen. Doch genau das ist offenbar nicht der Fall, zeigt die Untersuchungen der Forscher um Jung Kiju von der Universität von Illinois in Champaign. Sie haben für ihre Studie die Daten von knapp 100 atlantischen Hurrikans ausgewertet, die zwischen 1950 und 2012 die US-amerikanische Küste heimgesucht haben.

Den Ergebnissen zufolge spiegelt sich der Effekt des Namens in den Todesstatistiken nicht etwa subtil wider, sondern erstaunlich drastisch: Würde man ein und denselben Sturm von „Charly” in „Eloise” umbenennen, wären dreimal höhere Opferzahlen die Folge, ergaben die Modellberechnungen der Forscher. Um ihre Theorie zu untermauern, dass dahinter eine Unterschätzung des Gefahrenpotenzials durch den femininen Namen steckt, führten die Forscher Tests mit 346 Probanden durch. In einem der Versuche sollten die Frauen und Männer rein gefühlsmäßig Voraussagen, wie schwer zukünftige Stürme ausfallen würden. Die Forscher nutzten dabei Namen aus der Liste für die Hurrikan-Saison 2014. Für die möglichen Stürme in diesem Jahr sind die folgenden männlichen und weiblichen Namen vorgesehen: Arthur, Cristobal, Omar, Kyle, Marco sowie Bertha, Dolly, Fay, Laura und Hanna.

„Dolly” kann doch nicht so schlimm sein

Die Auswertungen ergaben: Die Probanden sagten für die feminin benannten Stürme deutlich geringere Stärken voraus. Dabei zeichnete sich auch eine Tendenz ab: Je femininer der weibliche Name, desto geringer die vorausgesagte Intensität. Von „Dolly” erwarteten die Probanden durchschnittlich das geringste Gefahrenpotenzial. Weitere Tests der Forscher unterstrichen diese Ergebnisse zusätzlich. Sollten die Probanden beispielsweise ihre Reaktionen in einem Szenario beschreiben, bei dem ihnen der Sturm „Victor” drohte, äußerten sie sich anders als wenn „Victoria” heranrückte: Aus den Auswertungen ging hervor, dass sie sich bei dem weiblichen Sturm vergleichsweise später in Sicherheit bringen würden. Bei allen Tests zeigten sowohl die männlichen als auch die weiblichen Probanden diese Tendenzen.

 

Anzeige

„Bei der Beurteilung der Intensität von Stürmen, scheinen Menschen ihre grundlegenden Vorstellungen vom Verhalten von Männern und Frauen einzubeziehen”, sagt Co-Autorin Sharon Shavitt. „Deshalb erscheinen ihnen Hurrikans mit besonders femininen Namen als sanfter und weniger aggressiv. Diese stereotypen Vorstellungen haben aber nicht unbedingt etwas mit Geringschätzung gegenüber Frauen zu tun – sie werden nur als freundlicher und weniger aggressiv als Männer wahrgenommen”, sagt die Forscherin.

Die Absicht hinter der Bezeichnung von Hurrikans mit menschlichen Namen war, sie der Bevölkerung besser einzuprägen und dadurch intensivere Vorkehrungsmaßnahmen anzuregen. Die Namen sollten beispielsweise auch die Berichterstattung in den Medien vereinfachen. Es ist dann einfach von „Dolly” oder „Arthur” die Rede und in Nebensätzen spricht man von „sie” oder „er”. Doch die Ergebnisse der Forscher legen nun nahe, dass diese geschlechtsspezifische Zuordnung Menschen das Leben kosten kann. Deshalb sollte die Benennung der Stürme neu überdacht werden, sagen die Forscher.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Lar|ve  〈[–f] f. 19〉 1 〈Zool.〉 Jugendform von Tieren mit indirekter Entwicklung (Metamorphose), nach dem Grade der Entwicklung u. durch den Besitz bes. larvaler Organe von den erwachsenen Tieren unterschieden, manchmal auch von völlig anderer Gestalt u. Lebensweise 2 〈fig.〉 Gesichtsmaske … mehr

Bat|ta|glia  auch:  Bat|tag|lia  〈[–talja] od. [–taja] f.; –, –gli|en [–taljn] od. [–tajn]; Mus.〉 klangmalerische Darstellung eines Kampfes, Aufmarsches o. Ä. … mehr

Weih  〈m. 1; Zool.〉 Angehöriger einer Gattung mittelgroßer Raubvögel: Circus; oV Weihe1 mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige