Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Das Geheimnis hinter dem Wutgesicht

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Das Geheimnis hinter dem Wutgesicht
14-08-29-wut.jpg
Dieser Gesichtsausdruck ist leicht als Wut erkennbar (thinkstock)
Wenn wir wütend sind, verziehen wir unwillkürlich das Gesicht: Wir runzeln die Stirn, kneifen die Augen zusammen und heben das Kinn. Dieser Gesichtsausdruck vermittelt unserem Gegenüber eindeutig, dass wir eher auf Kampf aus sind als auf Versöhnung. US-Forscher haben nun untersucht, warum das typische Wutgesicht genau so aussieht und nicht anders. Im Experiment zeigte sich, dass jede einzelne mimische Komponente des Wutgesichts wenig wütend wirkt, dafür aber den Träger stärker erscheinen lässt. Die Kombination dieser Ausdrücke vermittelt demnach nicht nur unser Gefühl, sondern imponiert unterschwellig auch – und das verschafft uns im Konflikt eine bessere Verhandlungsposition.

Schauen Sie das nächste Mal in den Spiegel, wenn Sie so richtig wütend sind. Sie dürften dann folgendes sehen: Ein Gesicht mit gesenkten, zusammengezogenen Brauen, zusammengepressten Lippen, geweiteter Nase, erhobenem Kinn und verengten Augen. Denn das ist das typische Wutgesicht – ein unwillkürlicher Ausdruck unserer Emotion, der seine Wurzeln tief in unserer Evolution und Biologie hat. “Das Wutgesicht ist universell und kulturübergreifend, selbst von Geburt an blinde Kinder machen dieses Gesicht, ohne es jemals bei anderen gesehen zu haben”, erklärt Erstautor Aaron Sell von der University of California in Santa Barbara. Und auch, was dieser Ausdruck signalisiert, ist instinktiv klar: Er vermittelt unsere Aggression und ist damit eine Drohung, ein Zeichen dafür, dass wir im bestehenden Konflikt nicht ohne weiteres zurückstecken.

Sell und seine Kollegen stellten sich jedoch die Frage, warum das Wutgesicht so charakteristisch aussieht. War es reiner Zufall, dass genau diese Kombination von mimischen Komponenten im Laufe der Evolution zum Wutgesicht wurde? Oder steckt mehr dahinter? Sie hatten den Verdacht, dass auch ein guter Schuss Imponiergehabe hinter dieser Mimik stecken könnte. Denn im Konfliktfall, so postulierten sie, hat der stärkere und größere oft eine bessere Verhandlungsposition. Möglicherweise vermittelt das Wutgesicht daher nicht nur das Gefühl Wut, sondern signalisiert unterschwellig auch: Ich bin größer und stärker als du.

Gesichter im Test

Um diese Hypothese zu testen, führten die Forscher ein Experiment durch. Sie zeigten Versuchspersonen am Bildschirm Portraits verschiedener Personen, die ein neutrales Gesicht zeigten, bei denen sie aber eine Komponente des Wutgesichts manipuliert hatten. Beispielsweise senkten sie durch Bildbearbeitung in einer Portraitvariante die Augenbrauen, in der anderen hoben sie sie an. Die Probanden sollten jeweils angeben, wie stark und groß sie die Dargestellten einschätzten. “Mit nur diesem einen Unterschied, erschien keines dieser Gesichter wütend”, erklärt Sell. “Aber wenn beide Portraits den Teilnehmern gezeigt wurden, ordneten sie das Gesicht mit dem gesenkten Brauen instinktiv einem körperlich stärkeren Mann zu.” Ähnliches zeigte sich auch bei den anderen Komponenten des Wutgesichts: Einzeln betrachtet schienen sie ein Gefühl von Stärke und Größe zu vermitteln.

Nach Ansicht der Forscher erklärt dies, warum sich in der Evolution genau diese Mimik-Kombination als Wutgesicht etabliert hat: In einer Konfliktsituation hat der Stärkere einen besseren Stand. Und jedes einzelne Element des Wutgesichts gehört zu den Signalen, die Stärke und Bedrohung signalisieren. “Keine Komponente des Wutgesichts ist daher zufällig, sie alle vermitteln die gleiche Botschaft”, sagt Koautor John Tooby von der University of California in Santa Barbara. Ihre Kombination vermittelt dem Gegenüber, dass ihr Gegner nicht nur aggressiv gestimmt ist, sondern dass er auch die nötige Stärke besitzt, um seine Position durchzusetzen – notfalls mit Gewalt.

Anzeige

Mehr zum Thema:

Emotionaler Augenausdruck mit visuellem Effekt

Emotion ist gut, doch nicht immer klug

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

off|shore  〈[–:(r)] Adj.; undekl.〉 vor der Küste befindlich od. geschehend [<engl.]

Ar|chi|tekt  〈[–çi–] m. 16〉 1 Baufachmann, jmd., der Bauwerke entwirft u. ihre Fertigstellung überwacht 2 〈fig.〉 Schöpfer, Konzepteur … mehr

Fla|von  〈[–von] n. 11; Chem.〉 gelber Pflanzenfarbstoff [<lat. flavus … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige