Trailer des Hitchcock-Thrillers ?Psycho? (1960)
Kaye und Bryant komponierten dazu eine Reihe von Musikstücken mit einer Dauer von 10 Sekunden. In manche fügten sie dissonante oder/und abrupte Tonfolgen ein, andere besaßen diese Aspekte nicht ? Blumstein beschreibt diese neutralen Stücke als ?Fahrstuhlmusik?. Diese Musikbeispiele spielten sie Studenten vor, die beurteilen sollten, wie sie den Charakter des jeweiligen Stücks empfanden.
Die Ergebnisse bestätigten, dass Musik, die verzerrte oder abrupte Elemente enthält, beim Zuhörer Erregung oder auch negative Emotionen hervorruft. Die Forscher glauben, die Wirkung derartiger Musikelemente basiert auf ihrer Ähnlichkeit zu Schreien von Tieren in Not. Sie geben in Angstsituationen ebenfalls häufig stoßartige Laute mit Verzerrung von sich. In der Entwicklungsgeschichte des Menschen war dies ein wichtiges Warnsignal, das offenbar bis heute seine Wirkung beibehalten hat, erklären die Wissenschaftler.
Wirkung ist abhängig vom Kontext
In weiteren Versuchen konnten Blumstein und seine Kollegen zeigen, dass Seheindrücke, die einen gefährdenden Charakter des Höreindrucks nicht bestätigen, die angstauslösende Wirkung der Musikelemente beseitigen können: Wenn Probanden Videoclips von Menschen beim Kaffee trinken oder ähnlich harmlosen Tätigkeiten sahen, während sie die Musik hörten, beurteilten sie diese nur noch als traurig, aber nicht mehr als beängstigend. Es kommt also bei der Wirkung von Musik immer stark auf den Kontext an, sagen die Forscher.
Auch in der emotional aufwühlenden Wirkung von Pop- und Rockmusik sehen die Wissenschaftler den Effekt von Grundaspekten tierischer Lautkommunikation. Ein Beispiel seien dafür die Gitarrensolos von Jimi Hendrix, die häufig verzerrte Elemente enthielten. Viele Menschen empfinden dies als aufregend im positiven Sinne. Bryant erklärt den attraktiven Effekt so: ?Solche Musik weckt das Tier in uns?, meint der Forscher und Musiker.