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Aufgespießt: Der Kampf der Seeanemonen

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Aufgespießt: Der Kampf der Seeanemonen
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Seeanemonen kämpfen mit kleinen haken an ihren Tentakeln um die besten Futterplätze. Foto: Fabian Rudin
Während die eine ihre Tentakel noch eingezogen hat, macht sich die andere schon längst wieder zum Angriff bereit und sticht zu: Wer glaubt, Seeanemonen seien simple Wassertiere, die nur von der Strömung bewegt werden, irrt. Biologen konnten nun das komplexe Kampfverhalten der Blumentiere dokumentieren. Wer in einem Seeanemonen-Kampf der glückliche Sieger ist, hängt wesentlich vom Charakter der Blumentiere ab, sagen Fabian Rudin und Mark Briffa von der University of Plymouth.

Auf den ersten Blick wirken Seeanemonen eigentlich ganz friedlich: Sanft schwanken die Tentakel mit der Meeresströmung und kleine Fische verstecken sich zwischen den weichen Fangarmen. Doch hinter der harmlosen Fassade kommt manch aggressiver Charakter zum Vorschein. ?Seeanemonen prügeln sich geradezu um die besten Plätze auf den Felsen?, berichten die Forscher.

Um festzustellen, von welchen Faktoren das aggressive Verhalten der Art Actinia equina abhängt, beobachteten die Biologen zunächst die Reaktion einzelner Tiere auf eine Spritze. Dabei piksten sie die Anemonen nicht, sondern hielten den spitzen Gegenstand nur in ihre Nähe. Die alarmierten Meerestiere zogen daraufhin ihre Tentakel ein. Die Forscher stoppten nun, wie lange es dauerte, bis alle Tentakel wieder ausgefahren waren. So konnten sie feststellen welche Anemonen besonders mutig waren und sich schneller wieder ?nach draußen? trauten. ?Im Schnitt brauchten sie dafür etwa neun Minuten?, erklärt Rudin.

Als nächstes ließen die Wissenschaftler einzelne Anemonen gegeneinander antreten. Aufgrund der aus menschlicher Sicht eher gemütlichen Bewegungsweise wirken diese Kämpfe nicht besonders spektakulär. Doch in siebenfacher Geschwindigkeit (vergleiche Video) lässt sich das rabiate Verhalten durchaus erkennen. Normalerweise fangen Seeanemonen mit ihren Tentakeln Fische Krebse und Mollusken, beim Zweikampf traktieren sie damit den Gegner. Dabei kommen auch spezielle Tentakel zum Einsatz, die mit kleinen Spitzen ausgestattet sind.

Den Mutigen gehört der Sieg

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Für den Ausgang eines Duells ist den Forschern zufolge zunächst die Größe der Tiere entscheidend ? allerdings nur, solange der Kampf unblutig verläuft. Spätestens wenn die spitzen Tentakel zum Einsatz kommen, ist ein ganz bestimmter Charakterzug ausschlaggebend: Mut. Denn diejenigen Anemonen, die schon im ersten Versuch ihren Tentakelkranz schneller wieder ausstülpten, taten dies auch im Zweikampf und konnten so ihren schüchternen Gegenspieler traktieren, bevor der wagte, auch nur einen Tentakel zu rühren.

Dieses Verhalten verstärkte sich laut den Wissenschaftlern mit der Zeit: Sich ihres Erfolgsrezeptes offenbar bewusst, wurden die Gewinner der ersten Kampfrunden immer mutiger, ihre Rückzugsdauer immer kürzer. Verlierer dagegen verhielten sich immer vorsichtiger, gingen immer früher in Deckung oder zogen sich zurück, so Rudin und Briffa. Einige überließen dem vorwitzigen Gegner bereits nach drei Minuten den geeigneten Futterplatz, andere hielten wackere 2,5 Stunden im wahrsten Sinne des Wortes Stand, ehe sie den Rückzug antraten ? in Zeitlupe versteht sich.

Fabian Rudin und Mark Briffa (University of Plymuoth): Proceedings of the Royal Society, Biology Letters, doi: 10.1098/rspb.2011.2418 © wissenschaft.de ? Marion Martin
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