Sie wählten für ihre Versuche deshalb sogenannte Home Signer aus der modernen Gesellschaft Nicaraguas. Es handelt sich dabei um vier taubstumme Probanden, die auf Grund ihrer Lebensumstände keine Möglichkeit hatten, die offizielle Zeichensprache zu erlernen und Schulbildung zu erhalten. Sie benutzen stattdessen selbstentwickelte Gesten, um sich mit vertrauten Menschen zu verständigen. Dabei gebrauchen sie durchaus auch ihre Finger, um Mengen zu verdeutlichen, wie die Forscher feststellten, können aber nicht im eigentlichen Sinne zählen. Die übrigen Fähigkeiten und Intelligenzleistungen der Testteilnehmer waren in einem normalen Bereich. Als Vergleichsprobanden dienten den Wissenschaftlern hörende Personen aus Nicaragua, die zählen können, jedoch keine Schulbildung besitzen, sowie Personen, die sich der hoch entwickelten Zeichensprache inklusive des Zahlensystems bedienen.
Bei den Tests sollten die Probanden beispielsweise den Inhalt einer animierten Bildergeschichte wiedergeben, die mit Zahlen und Mengen zu tun hatte. Bei anderen Aufgaben sollten sie bestimmte Mengen von Objekten auf einer Karte mit ihren Fingern wiedergeben. Diese Tests erfolgten auch unter Zeitdruck, um Aufschluss über die Geschwindigkeit der Informationsaufnahme zu gewinnen. Außerdem testeten die Forscher durch Versuche das Verständnis für den Wert von Geld.
Banknoten und Münzen konnten die Home Signer den Ergebnissen zufolge durchaus korrekt Werte zuordnen. Bei den anderen Tests zeigten sie dagegen im Vergleich zu den übrigen Probanden Defizite: Ab der Zahl Drei begannen bereits ihre Schwierigkeiten, die Informationen über ihre Finger korrekt wiederzugeben. Sie versuchten es zwar, aber sie machten dabei deutlich mehr Fehler als die Vergleichsprobanden. Die Forscher schließen aus diesen Ergebnissen, dass allein der kulturelle Hintergrund eines Menschen nicht zu der hochentwickelten Wahrnehmung von Mengen führt, sondern erst ein klares Zahlenkonzept in der Sprache.