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Schweifende Sumpf-Gedanken

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Schweifende Sumpf-Gedanken
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Tagträume sind oft gar nicht traumhaft. Gerd Altmann / pixelio.de
Das Leben im Hier und Jetzt macht glücklicher als ständiges Tagträumen, haben zwei US-Forscher nachgewiesen. Trotzdem verbringt der Mensch nur etwa die Hälfte seiner wachen Stunden damit, sich auf seine aktuelle Aufgabe zu konzentrieren – die andere Hälfte lässt er seine Gedanken schweifen und grübelt über Erlebnisse aus der Vergangenheit nach, denkt an die Zukunft oder sinniert über Dinge, die nie passieren werden. Entdeckt haben das die Wissenschaftler mit Hilfe eines kleinen Programms für Mobiltelefone, mit dem sie wiederholt das aktuelle emotionale und geistige Befinden einer Gruppe von Probanden registrierten. Überraschend sei nicht nur die Häufigkeit gewesen, mit der die Teilnehmer ihre Gedanken wandern ließen, sondern auch die Entdeckung, dass dieses Tagträumen eindeutig unglücklich macht, schreiben Matthew Killingsworth und Daniel Gilbert von der Harvard University.

Die Wissenschaftler benutzten für ihre Studie ein eigens entwickeltes Programm, mit dem sie per Mobiltelefon mit Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und aus verschiedenen Altersgruppen zu willkürlichen Zeitpunkten Kontakt aufnehmen können. Die Probanden müssen bei jedem Anruf drei Fragen beantworten: „Wie fühlen Sie sich?“, „Was machen Sie gerade?“ und „Denken Sie gerade an etwas anderes als an das, was Sie tun?“. Die Antworten werden in eine Datenbank überführt, in der momentan insgesamt über 250.000 Datensätze gespeichert sind. Für die aktuelle Untersuchung werteten die Wissenschaftler daraus nun die Informationen von 2.250 Erwachsenen zwischen 18 und 88 Jahren aus.

Die Studie zeigt deutlich, dass der menschliche Geist sehr unstet ist: Fast die Hälfte des Tages verbrachten die Probanden damit, an Dinge zu denken, die gar nichts mit dem zu tun haben, was sie gerade taten. Dabei hat die Art der Tätigkeit so gut wie keinen Einfluss darauf, wie viel oder wohin die Gedanken schweifen. Zudem macht der wandernde Geist eindeutig unglücklich, entdeckten die Wissenschaftler: Menschen, deren Gedanken abdriften, sind weniger zufrieden als solche, die sich konzentrieren – ganz egal, welcher Art die Tätigkeit ist. Somit können selbst angenehme Beschäftigungen die Laune verderben, wenn man nicht bei der Sache ist. Zwar neige man eher dazu, sich in angenehme Tagträume zu katapultieren statt unangenehmen Gedanken nachzuhängen. Doch auch wenn die Gedankenwelt noch so anziehend scheint, macht sie nicht glücklicher, berichten die Wissenschaftler.

Im Gegensatz zu Tieren hat der Mensch die Fähigkeit, über vergangene Ereignisse zu brüten und an die Zukunft zu denken. Das macht ihn nicht nur äußerst lernfähig, sondern befähigt ihn auch dazu, Pläne zu schmieden. Obwohl diese Fertigkeit eine bemerkenswerte Leistung ist, geht sie offenbar auf Kosten des Wohlbefindens – man bezahlt für den kognitiven Fortschritt also einen emotionalen Preis, schreiben die Forscher.

Das Projekt „Track your Happiness“, in dem die Forscher der Frage nachgehen, was Menschen glücklich macht, wird fortgesetzt. Wer teilnehmen möchte, kann sich die Anwendung für sein Smartphone unter trackyourhappiness.org herunterladen.

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Matthew Killingsworth und Daniel Gilbert (Harvard University, Cambridge): Science, Bd. 330, S. 932 dapd/wissenschaft.de ? Peggy Freede
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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