Jens Asendorpf und seine Kollegen untersuchten nun die Reaktion in einem echten Partnerwahlszenario. Sie zeigten jeweils 40 Männern und Frauen Videoaufnahmen von einer Speed-Dating-Veranstaltung mit 16 Teilnehmern. Bei diesem Treffen sitzen sich jeweils ein Mann und eine Frau am Tisch gegenüber und haben eine begrenzte Zeit zur Verfügung ? in diesem Fall je drei Minuten ? um sich kennenzulernen. Ist die Zeit um, rücken die Männer einen Tisch weiter, um mit der nächsten Dame zu sprechen. Nach jedem Gespräch kreuzen alle Teilnehmer auf einem Fragebogen an, ob sie ihren vorherigen Gesprächspartner wiedertreffen möchten, oder nicht.
Die 80 Freiwilligen sollten nun angeben, ob sie die beobachtete Begegnung für erfolgreich hielten, wie sie die Attraktivität der beiden Gegenüber beurteilten, und ob sie selbst Interesse hätten, den beobachteten Partner des jeweils anderen Geschlechts zu treffen. Diese Aussagen trafen die Freiwilligen jeweils vor und nach jeder der acht Begegnungen sowie nachdem sie über die abgegebenen Beurteilungen der beiden Gegenüber informiert worden waren.
Dabei beobachteten die Forscher Erstaunliches: Der Wunsch, den im Video zu sehenden potenziellen Partner kennenzulernen, änderte sich je nach Verlauf des Speed-Dating-Gesprächs. Die Männer zeigten zum einen grundsätzlich nach der beobachteten Begegnung mehr Interesse als vorher. Dieses stieg jedoch noch deutlich an, wenn die Frau im Video von ihrem männlichen Gegenüber als begehrenswert eingestuft worden war und er einen Wiedersehenswunsch äußerte. Dieser Effekt trat jedoch nur unter der Voraussetzung ein, dass der Freiwillige den beobachteten Mann mindestens als ebenso attraktiv einstufte wie sich selbst. Bei den weiblichen Freiwilligen hingegen stieg das Interesse nicht allein durch das Schauen des Videos, sondern hing vor allem von der Entscheidung der weiblichen beobachteten Person über ein Wiedersehen ab: Zeigte diese kein Interesse an einem weiteren Treffen, verlor das männliche Gegenüber auch in der Bewertung der 40 Frauen.