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Wer schneller zieht, ist früher tot

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Wer schneller zieht, ist früher tot
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Im Western gilt: Im Duell verliert immer derjenige, der als Erster seinen Colt zieht.
Western-Fans kennen das Phänomen aus zahlreichen Filmen: Wenn sich zwei Kontrahenten im Pistolenduell gegenüberstehen, ist am Ende meist derjenige tot, der zuerst gezogen hat. Der Grund für diesen scheinbaren Widerspruch: Das menschliche Hirn kann besser reagieren als agieren. Wenn ein äußerer Faktor eine Handlung herausfordert, wird diese also schneller ausgeführt, als wenn die gleiche Handlung als geplante Tat, ohne Anstoß von außen, erfolgt. Zu diesem Schluss ist ein internationales Forscherteam bei Reaktionstests gekommen und konnte damit eine lange gehegte Theorie bestätigen, berichten die Wissenschaftler um Andrew Welchman von der University of Birmingham.

Bereits der Nobelpreisträger Niels Bohr hatte die Vermutung gehegt, dass eine Handlung auf eigene Intention hin langsamer vollzogen wird als eine Reaktion, die einem äußeren Impuls folgt. Dieser These gingen Welchman und sein Team nach, indem sie Teilnehmer in verschiedenen Reaktionstests gegeneinander antreten ließen. Im ersten Test saßen sich jeweils zwei Probanden gegenüber und mussten in einer vorgegebenen Reihenfolge mit der Hand auf drei große Druckknöpfe schlagen ? möglichst schneller als der Kontrahent. Wichtig war dabei, dass es kein Startsignal gab, denn das hätte auf beide Teilnehmer wie ein Impuls gewirkt. Stattdessen belauerten sie sich zunächst gegenseitig so lange, bis einer von beiden plötzlich eine Aktion startete.

Dabei maßen die Forscher die jeweilige Geschwindigkeit, mit der die Teilnehmer die Handlung ausführten: Die Geschwindigkeit war jeweils bei demjenigen deutlich höher, der erst als Zweiter mit der Handlung begann, also auf den Kontrahenten reagierte. Der Geschwindigkeitsvorteil lag dabei immerhin bei 21 Millisekunden. Das erscheine auf den ersten Blick als nicht viel, sagen die Forscher, dennoch sei das wohl evolutionsbedingte Verhalten sinnvoll. Schließlich können Sekundenbruchteile über Leben und Tod entscheiden, etwa wenn der Steinzeitmensch vor einem Raubtier flüchten oder der moderne Mensch vor einem heranrasenden Auto zurückspringen müsse.

Nun hätte der Geschwindigkeitsvorteil prinzipiell auch darauf zurückgehen können, dass der reagierende Teilnehmer die Handbewegungen seines Gegenübers einfach nachahmte, statt sie selbst zu planen, und dadurch Zeit sparte. Um das auszuschließen, ordneten die Forscher die Knöpfe in einem zweiten Versuch in unterschiedlichen Reihenfolgen vor den Teilnehmern an. Das Ergebnis blieb jedoch das gleiche. Zu guter Letzt ließen die Wissenschaftler die Probanden gegen einen Computer antreten, um zu überprüfen, ob unwillkürliche Körperbewegungen kurz vor Beginn der Handlung schon eine Reaktion beim Gegenüber auslösten. Doch auch in diesem Fall war der Teilnehmer genau dann schneller, wenn er den reagierenden Part hatte. Allerdings ging die erhöhte Handlungsgeschwindigkeit bei allen drei Versuchen zulasten der Treffergenauigkeit.

Andrew Welchman (University of Birmingham) et al.: Proceedings of the Royal Society B, Onlinevorabveröffentlichung, doi:10.1098/rspb.2009.2123 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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