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Multitasking erschwert Multitasking

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Multitasking erschwert Multitasking
Menschen, die oft mehr als ein Medium gleichzeitig nutzen, laufen Gefahr, sich zu verzetteln und können ihre Aufmerksamkeit schlechter von einer Aufgabe auf eine andere übertragen. Diese sogenannten medialen Multitasker können unnütze oder unwichtige Informationen schlechter ausblenden als Menschen, die für gewöhnlich mit nur einem Medium gleichzeitig arbeiten, haben Forscher in einer Studie gezeigt. Das Multitasking, bei dem die Mediennutzer mehrere Informationsquellen verarbeiten und sich in kurzer Zeit durch bunt gemischte Quellen wie Podcasts, Videos, Texte und Grafiken klicken, wird als Arbeitsweise immer wichtiger. Sie führt aber zum Verlust der Fähigkeit, sich überhaupt noch auf das Wesentliche konzentrieren zu können, so das Fazit der Forscher.

Viele Menschen sind in ihrem Alltag einer Flut von Informationen ausgesetzt. Damit der Überblick dabei nicht verloren geht, ist eine Fähigkeit immer mehr gefragt: Multitasking. Vor allem jüngere Menschen bearbeiten oft viele Dinge gleichzeitig. Um zu untersuchen, inwieweit diese Art der Mediennutzung die Fähigkeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren, beeinflusst, ließen die Wissenschaftler Studienteilnehmer Fragebögen ausfüllen, um ihre Art der Mediennutzung beurteilen zu können. Die Probanden, die am weitesten vom Durchschnitt entfernt waren, untersuchten die Forscher dann in speziellen Experimenten weiter. Sie stellten also Menschen, die sehr oft viele Medien gleichzeitig nutzen, solchen gegenüber, die meist nur mit einem Medium auf einmal arbeiteten.

Die Multitasker konnten zwar besser mehrere Medien gleichzeitig bearbeiten, dafür aber schlechter unwichtige Informationen, die für die Fragestellung irrelevant waren, wegfiltern, ergab die Auswertung. Sie benötigten mehr Zeit, eine Aufgabe zu lösen, wenn zwischendurch störende Signale eingeblendet wurden. Außerdem können sie paradoxerweise schlechter zwischen Aufgaben hin und her wechseln. Ein Teil ihrer Aufmerksamkeit blieb anscheinend jedesmal an der alten Aufgabe hängen, so die Forscher. Sie waren zudem sehr leicht abzulenken und schenkten Dingen Beachtung, die für die Aufgabe, die sie lösen sollten, eigentlich unwichtig waren. Wenn die Probanden nicht gestört oder abgelenkt wurden, lösten beide Gruppen die Aufgaben gleich gut.

Noch ist unklar, ob der Aufmerksamkeitsverlust eine Folge des Multitaskings ist, oder ob Menschen, die sich generell schlecht auf eine Aufgabe alleine konzentrieren können, zum Multitasking neigen. Laut den Forschern muss dies zunächst geklärt werden, um die Konsequenzen des Multitaskings abzuschätzen. Klar ist, dass die Art der Informationsverarbeitung und Aufmerksamkeitskontrolle bei Multitaskern eine andere ist. Sie tendieren zum Auskundschaften möglichst vieler Quellen, wobei keine davon erschöpfend bearbeitet wird. Wenn dies die Folge individueller Unterschiede ist, wird sich ein Großteil der Menschen nur schlecht ans Multitasking anpassen können, da ihr Gehirn nicht dementsprechend funktioniert. Ist jedoch das Multitasking die Ursache, könnte sich der generelle Umgang mit Informationen in Zukunft stark verändern, da Multitasking zunehmend zum Normalfall wird.

Eyal Ophir (Universität Stanford) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1073/pnas.0903620106 ddp/wissenschaft.de ? Martina Bisculm
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