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Eine Nase für Prüfungsangst

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Eine Nase für Prüfungsangst
Wenn Menschen die Angst eines anderen riechen, fühlen sie unbewusst mit ihm: Der Angstschweiß inspiriert das Gehirn dazu, seine Empathie-Ressourcen zu aktivieren, haben Psychologen gezeigt. Vermutlich wird auf diese Weise dafür gesorgt, dass sich Gefühle wie Anspannung und Angst möglichst schnell in einer Gruppe verbreiten ? nur so können sich alle Mitglieder für den Notfall rüsten und sich auf eine mögliche Flucht oder Verteidigung vorbereiten. Bei extremem Stress überspringt das Gehirn dagegen den Empathie-Schritt und mobilisiert sofort das Notfallprogramm.

Insgesamt 28 Freiwillige schnüffelten für die Studie der Psychologen an Schweißproben von Fremden. Die Hälfte davon stammte aus Wattepads, die 49 Spender eine Stunde vor Beginn eines wichtigen Examens unter den Achseln getragen hatten. Die andere Hälfte gewannen die Forscher von denselben Personen während einer Sportstunde. Die Proben wurden so gemischt, dass die Testteilnehmer vier verschiedene Schweißmischungen vorgesetzt bekamen: von Männern beim Examen, von Männern beim Sport, von Frauen beim Examen und von Frauen beim Sport. Für den Test wurde eine geringe Menge der jeweiligen Probe in einen Luftstrom gemischt und den Testern in die Nase gepustet, während die Forscher mit Hilfe eines Magnetresonanztomografen die Hirnaktivität der Teilnehmer aufzeichneten.

Bewusst unterscheiden konnten die Probanden die Mischungen nicht, ergab die Auswertung. Unbewusst nahmen sie hingegen durchaus einen Unterschied wahr: Die Hirnaktivität unterschied sich messbar zwischen den Proben, die vor dem Examen genommen waren und denen, die aus der Sportsession stammten. Der Angstschweiß aktivierte vor allem Schaltkreise, die für die Verarbeitung von sozialen und emotionalen Signalen zuständig sind, sowie ein Netzwerk, das mit der Fähigkeit in Verbindung gebracht wird, sich in andere hineinzuversetzen. So leuchtete beispielsweise die Inselrinde stark auf. Sie gilt als zuständig für das Dekodieren von sozial bedeutsamen Emotionen bei anderen und könnte auch daran beteiligt sein, diese Gefühle auf den eigenen Körper zu übertragen.

Bereits in einer früheren Studie hatten Wissenschaftler getestet, wie Unbeteiligte auf Angstschweiß reagieren. Allerdings stammten die damaligen Schweißproben von Fallschirmspringern vor ihrem ersten Sprung, einer Situation, die ein weitaus stärkeres Angstgefühl hervorruft als ein Examen, schreiben Pause und ihr Team. Daher sei in dieser Studie vor allem eine Angstreaktion im Gehirn der schnüffelnden Tester nachgewiesen worden. Die aktuell gemessene Dominanz der Empathie-Schaltkreise scheint hingegen dafür zu sprechen, dass in weniger bedrohlichen Situationen die Verbreitung einer erhöhten Aufmerksamkeit Priorität hat. Auf diese Weise kann sich nicht nur ein Individuum, sondern die ganze Gruppe für eine potenzielle Gefahr rüsten.

Bettina Pause (Universität Düsseldorf) et al.: PLoS One, Bd. 4, Nr. 6, Artikel e5987 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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