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Per Plastikfloß über die Weltmeere

Erde|Umwelt

Per Plastikfloß über die Weltmeere
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Mikroskopisch kleine Kunststoffteilchen, hier PVC-Partikel unter dem Elektronenmikroskop, belasten die Umwelt möglicherweise stärker als gedacht. Bild: Emma Teuten, University of Plymouth
Die Verschmutzung von Stränden und Ozeanen mit feinen Kunststoffkörnchen könnte für die Umwelt problematischer sein als bisher angenommen: Nicht nur die Abbauprodukte der Kunststoffe selbst, sondern auch daran angeheftete organische Giftstoffe wie PCBs tragen zur Belastung von Wasser und Meereslebewesen bei. Das schließen britische Forscher aus einer Laborstudie, in der sie nachweisen konnten, dass die winzigen Partikel im Vergleich zu ähnlich großen Sedimentteilchen ein Vielfaches an derartigen Giftstoffen an sich binden können. Da viele Tiere die Körnchen und damit auch die angehefteten Substanzen unbeabsichtigt mit Nahrung oder Wasser aufnehmen, steigt so die Konzentration der Giftstoffe in deren Organismen an, schreiben Richard Thompson und sein Team.

Bereits vor drei Jahren hatte Thompson nachgewiesen, dass der Sand auf dem Meeresgrund und an den Stränden fast überall auf der Welt winzige Kunststoffpartikel enthält, die nur Bruchteile eines Millimeters groß sind. Sie entstehen, wenn größere Kunststoffteile, etwa Verpackungsreste oder anderer Plastikschrott, verwittern oder zermahlen werden. Zusätzlich werden die kleinen Körnchen in Scheuermitteln eingesetzt, die im Haushalt und der Schiffsindustrie verwendet werden, und gelangen dann mit dem Abwasser in die Ozeane.

Hinweise darauf, dass diese kleinen Kunststoffpartikel auf ihrer Oberfläche organische Substanzen ansammeln können, gab es bereits in früheren Studien. Um nun das tatsächliche Ausmaß unter natürlichen Bedingungen zu untersuchen, setzten Thompson und seine Kollegen feine Körnchen aus Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polyvinylchlorid (PVC), drei der gängigsten Kunststoffe, verschiedenen Konzentrationen von Phenanthren aus, einer Chemikalie, die bei chemischen Prozessen als Zwischenstufe anfällt. Zum Vergleich sammelten die Forscher Sandproben vom Meeresgrund und brachten diese ebenfalls mit der Substanz in Verbindung.

Das Ergebnis: An die Kunststoffteilchen heftete sich sehr viel schneller sehr viel mehr Phenanthren an als an die natürlichen Sedimentpartikel. Hochgerechnet bedeute dies, so die Forscher, dass wenige Millionstel Gramm solcher kontaminierter Körnchen im Meeresboden ausreichen, um beispielsweise die Belastung von Wattwürmern mit Phenanthren oder anderen Giftstoffen nahezu zu verdopplen. Das sei besonders deswegen problematisch, weil solche Tiere am Anfang der Nahrungskette stehen und sich die Substanzen demnach in der Nahrungskette immer weiter anreichern. Zudem sind die kleinen Kunststoffteilchen so leicht, dass sie auf dem Wasser schwimmen und so, mit den Meeresströmungen treibend, die Giftstoffe auch in entlegene Gebiete transportieren können.

Emma Teuten (University of Plymouth) et al.: Environmental Science & Technology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1021/es071737s ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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