Bei der Ackerbaumethode der Direktsaat ist der Name Programm: Die Saat erfolgt ohne Umbrechen des Bodens durch einen Pflug direkt in das weitgehend unbearbeitete Brachland, auf dem sich noch Reste der Vorkultur befinden. Vorrichtungen an speziellen Sähmaschinen öffnen lediglich schmale Furchen, die nach der Saatgutablage wieder mit Boden bedeckt werden. Die Pflanzenrückstände der Vorkultur bilden den ganzen Anbauzeitraum über eine Art Mulch auf dem Acker. In Nord- und Südamerika ist dieses Verfahren bereits weit verbreitet – in Europa jedoch bisher nicht, denn die Methode birgt eine kontroverse Kombination von Vor- und Nachteilen.
Günstig sind die geringeren Maschinen- und Lohnkosten für die weniger aufwändige Feldbestellung. Außerdem wirkt sich der weitgehende Verzicht auf Bodenbearbeitung positiv auf Bodenorganismen aus und die Mulchschicht schützt den Acker vor Bodenerosion. Zudem steigt langfristig der Humusanteil im Boden, da die Ernterückstände auf dem Acker verbleiben. Dadurch wird auch mehr des Treibhausgases Kohlendioxid gebunden. Ein großer Nachteil ist allerdings, dass sich Direktsaat-Anbau erst nach und nach auszahlt: Zu Beginn sinken die Erträge – die günstigen Effekte kommen erst langfristig zum Tragen. Doch bei der Abwägung von Vor- und Nachteilen werfen die Forscher um Edouard Davin von der Hochschule Zürich nun einen weiteren Aspekt in die positive Waagschale: Direktsaat-Anbau beeinflusst das Klima günstig.
Kühler durch helle Ernterückstände
Für ihre Studie untersuchten die Forscher das Rückstrahlvermögen – die sogenannte Albedo – von Versuchsfeldern in Süd-Frankreich. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Weizenfelder, die nach der Direktsaat-Methode bestellt wurden in der Sommersonne 50 Prozent mehr Albedo besitzen als konventionell bewirtschaftete Felder. Dies hatte zwar auch eine geringere Verdunstung und damit Bodenkühlung zur Folge, doch die intensive Abstrahlung besitzt den Forschern zufolge einen deutlich größeren Effekt. Mit den gewonnenen Daten fütterten die Forscher anschließend ihre Computer, um Effekte auf das Klima zu simulieren. Die entsprechenden Modelle ergaben: Im lokalen Maßstab könnte die Helligkeit der Direktsaat-Felder an heißen Sommertagen für eine Senkung der Temperatur um zwei Grad Celsius sorgen.
Den Forschern zufolge kommt einem solchen Effekt große Bedeutung zu, denn extreme Hitze wirkt sich besonders schädlich auf Ökosysteme und die Landwirtschaft aus. Maßnahmen, die diese Spitzen kappen, seien deshalb besonders wichtig. Im Rahmen des Klimawandels sei in Europa mit häufigeren Hitzewellen zu rechnen. Eine Umstellung vom konventionellen zum Direktsaat-Anbau würde sich diesem Trend also entgegenstemmen, sagen die Forscher.