Mit dem Pollenflug im Frühjahr beginnt für Millionen Heuschnupfen-Geplagte die Zeit von Niesreiz, verstopfter Nase und geröteten Augen. Die mit der Luft umhergewirbelten Blütenpollen von Erle, Weide oder Birke und spätestens ab Mai auch von unzähligen Gräsern lösen eine überschießende Immunreaktion aus, die die lästigen Symptome hervorruft. Und die Belastung wächst: Schon vor zwei Jahren belegte eine europaweite Studie, dass die Pollenkonzentration in der Luft stetig ansteigt – in urbanen Gebieten um drei Prozent pro Jahr, auf dem Land um rund ein Prozent. Neben der Erwärmung des Klimas könnte dafür vor allem der steigende Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre verantwortlich sein. Denn CO2 fördert das Pflanzenwachstum und so könnten sich auch mehr Pollen bilden. Ob und wie stark sich CO2-Werte, aber auch die Konzentration von bodennahem Ozon, auf die Pollenproduktion auswirken, haben nun Christine Rogers von der University of Massachusetts in Amherst und ihre Kollegen in einem Experiment untersucht.
Graswuchs in der Klimakammer
Ihre Studie führten die Wissenschaftler mit Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense) durch. Die Pollen dieses auch bei uns weit verbreiteten Grases gelten als einer der Hauptauslöser für Heuschnupfen. Im Versuch zogen die Forscher dieses Gras in Klimakammern unter verschiedenen Konzentrationen von Ozon und CO2 auf. Neben den heute normalen Konzentrationen von rund 400 part per million (ppm) CO2 und rund 30 ppb Ozon wuchsen einige Gräser auch unter dem doppelten CO2-Gehalt und/oder dem doppelten Ozonwert. Nachdem die Gräser ihre Blüte erreichten, sammelten und zählten die Wissenschaftler die Blütenköpfe und ermittelten Pollenmenge und den Gehalt des Heuschnupfen-Allergens Phl p5.
Das Ergebnis: Die Gräser, die bei dem doppelten CO2-Gehalt gewachsen waren, produzierten pro Blüte 53 Prozent mehr Pollen, wie die Forscher berichten. Gleichzeitig hatte sich auch die Zahl der blühenden Stängel in diesen Beeten deutlich erhöht. Insgesamt stieg dadurch die Pollenproduktion in dieser Klimakammer um 200 Prozent. „Dies ist der erste klare Beleg dafür, dass erhöhte CO2-Werte die Pollenproduktion bei Gräsern signifikant anregen“, sagt Rogers. Eine Erhöhung der Ozonwerte hatte dagegen kaum Auswirkungen: Sie senkte zwar den Allergengehalt in den Pollen leicht ab, dies wurde jedoch durch die Pollenzunahme um ein Vielfaches wieder ausglichen, wie die Forscher betonen.
Nach Ansicht der Forscher hat diese Erkenntnis große Bedeutung für die globale Allergiebelastung. Denn Gräser wie diese sind nahezu in jedem Lebensraum vertreten und Allergien gegen Graspollen kommen sehr häufig vor. „Die Implikationen für die menschliche Gesundheit sind damit klar“, so Rogers: Wenn die CO2-Emissionen weiter nahezu ungebremst anhalten, dann beeinflusst dies nicht nur das Klima, sondern schlägt direkt auf uns und unsere Gesundheit zurück. Die Zunahme von Hauschnupfen und anderen Pollenallergien ist damit quasi hausgemacht. Hinzu kommt, dass sich die allergene Wirkung der Pollen durch Luftschadstoffe verstärkt – und auch dieses Problem verursacht der Mensch selbst.