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Von wegen Brandrodung

Erde|Umwelt

Von wegen Brandrodung
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Auf Luftbildern sind noch Spuren von den 800 Jahre alten Hochbeeten zu erkennen. Foto: Stéphen Rostain
Historisch ? und nachhaltig: Ein internationales Forscherteam widerlegt die allgemein verbreitete These, die ursprüngliche Bevölkerung Amazoniens habe Brandrodungsfeldbau betrieben. Anstatt ihre Felder abzubrennen, häuften die Einheimischen die Erde zu Hochbeeten auf ? eine Bewirtschaftungsform, die laut den Wissenschaftlern gerade in Zeiten des Klimawandels wieder an Bedeutung gewinnen könnte.

Die wenigen paläogeologischen und archäologischen Funde aus dem Amazonas-Tiefland haben Wissenschaftler bislang glauben lassen, die Ur-Einwohner des mittelamerikanischen Regenwaldes betrieben Brandrodungsfeldbau. Mit den ersten Eroberern Ende des 15. Jahrhunderts verschwand diese Form der Landwirtschaft, so die gängige Annahme. Nach den Ergebnissen einer neuen Studie verhielt es sich aber genau anders herum: ?Die Feuer nahmen mit der Entdeckung Mittelamerikas durch die Europäer eher zu?, erklärt Mitchell Power von der University of Utah in Salt Lake City. Gemeinsam mit José Iriarte von der University of Exeter und einem internationalen Forscherteam stieß der Biogeograph in Französisch-Guyana auf Spuren von leicht erhöhten Gemüse- und Getreidefeldern.

Größere Kartenansicht Die C14-Methode ergab ein Alter von etwa 800 Jahren. Die Ur-Einwohner der Region nutzten demnach nicht Feuer, um ihre Felder mit Nährstoffen zu versorgen, sondern häuften die Erde, durchmischt von Holzteilen, zu ?Hochbeeten? auf. Zur Bewässerung dienten kleine Kanäle zwischen den Beeten, die für ausreichend Feuchtigkeit und Durchlüftung sorgten, und gleichzeitig den Ackerboden und die Feldfrüchte vor Fluten während der Regenzeiten schützte ? ideal für das saisonale Klima der Savannen, so die Forscher. Der Schlamm aus diesen Bewässerungskanälen wurde als nährstoffreicher organischer Dünger verwendet. Klimafreundliches Vorbild Mit der Ankunft der Europäer verschwand diese nachhaltige Anbaumethode fast völlig: Ein Großteil der einheimischen Bevölkerung fiel eingeschleppten Krankheitserregern zum Opfer. Zum anderen verbreiteten die Eroberer den ihnen bekannten Brandrodungsfeldbau, vermuten Iriarte und seine Kollegen. Brandrodung liefert nur kurzzeitig neue Nährstoffe für den Boden. Ein weiterer Nachteil: Die Feuer setzen vergleichsweise viel CO 2 frei. Foto: W. Woods Um dem wachsenden Bevölkerungsdruck und der damit steigenden Nachfrage nach Nahrungsmitteln gerecht zu werden, schlagen die Wissenschaftler vor, sich auf die ursprüngliche Bodenbewirtschaftung zurückzubesinnen. ?Die traditionelle, über viele Jahre bewährte, feuerlose Landwirtschaft ist eine echte Alternative zur Brandrodung: Sie ist nicht nur effektiver, was die Produktion von Gemüse und Getreide betrifft, sondern setzt auch deutlich weniger CO 2 frei?, erläutert Iriarte. ?Da sie eines der artenreichsten Gebiete der Erde sind, gehören die Savannen zu den bedeutendsten Ökosystemen. In Zeiten der globalen Klimaerwärmung ist es wichtiger denn je, diese Gebiete nachhaltig zu bewirtschaften?, ergänzt Studienleiter Doyle McKey von der Universität in Montpelier. Spuren der 800 Jahre alten Hochbeete – auch heute sind sie eine rentable Bewirtschaftungsform für Savannen. Foto: Stéphen Rostain

José Iriarte (University of Exeter, Exeter) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1201461109 © wissenschaft.de ? Marion Martin
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