Schnelle Entscheidungen sind im weltweiten Börsenhandel und in Konfliktsituationen gefordert. Natürlich sollten diese auch möglichst richtig sein, um nicht in eine finanzielle Notlage oder gar einen Krieg zu schlittern. Computer mit intelligenten Entscheidungsalgorithmen können – trotz aller Skepsis – zunehmend besser bei solchen Situationen eingesetzt werden. Britische Wissenschaftler entwickelten dazu das Prinzip eines Computer-Agenten, der durch Streit und Diskussionen lernt. Ihren Ansatz für solche autonome Entscheidungshelfer präsentieren sie auf der Fachkonferenz für Autonome Systeme „AAMAS 2004“ in New York.
„Konflikte sind unausweichbar in Multi-Agenten-Systemen, bei denen jede Partei die Erfüllung ihrer selbst gesetzten Ziele antrebt“, umreißt Nick Jennings von der
School of Electronics and Computer Science an der
University of Southampton das Grundproblem. Genau daran orientiert sich sein Algorithmus einer auf Argumentation begründeter Verhandlung. Ist dieser Vorgang für Diskussionen unter Menschen mehr oder weniger selbstverständlich, konnten Jennings und Kollegen dieses Verhalten auch Computern beibringen. So verfolgen die Rechner im Konfliktfall nicht mehr stur ihre ursprünglich gesetzten Ziele, sondern lernen Schritt für Schritt, wie am ehesten an eine für alle Parteien sinnvolle Lösung gefunden werden kann.
Bei diesem „Streit unter Computer-Agenten“ werden für die optimale Strategie regelmäßig Ziele neu gesetzt und Zwischenergebnisse automatisch bewertet. So können drohende, direkte Konfrontationen, die bei menschlichen Streitereien oft zu einer Verhärtung der Fronten führen, bereits rechtzeitig erkannt und vermieden werden. Mit diesem Fortschritt im Bereich der Künstlichen Intelligenz hoffen die Forscher auf Anwendungen bei e-commerce-Rechnern, in der Robotertechnik und sogar für flexibel reagierende Computerspiele.
Jan Oliver Löfken