Besitzer von Fotohandys müssen in Zukunft vielleicht nicht mehr fürchten, sich in einer fremden Stadt zu verlaufen: Sie machen dann einfach ein Foto des nächststehenden Gebäudes und senden das Bild und den gewünschten Zielort an eine bestimmte Adresse. Gegen eine kleine Gebühr wertet eine Bilderkennungssoftware auf dem Server aus, wo genau sich der Hilfesuchende gerade befindet, und sendet umgehend Standort und Wegbeschreibung zurück. Über die von zwei britischen Entwicklern konzipierte Software berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist (Ausgabe vom 10. April).
Die von
Robert Cipolla und
Duncan Robertson von der
Universität Cambridge entwickelte Datenbank umfasst eine dreidimensionale Darstellung des realen Stadtbildes, so dass sie den Standort des Fotografen auf den Meter genau bestimmen kann. Bisherige Standortbestimmungsmethoden sind weitaus ungenauer: Satellitennavigationssysteme sind zwar auf wenige Meter exakt, funktionieren jedoch in engen Häuserschluchten häufig nicht, und die Ortung anhand der Funksignale von Handys erreicht in der Stadt nur Genauigkeiten von 50 bis 100 Metern. Darüber hinaus erkennt die Software von Cipolla und Robertson sogar die Blickrichtung des Wegsuchenden. So sind direkte Anweisungen möglich, etwa: „Drehen Sie sich bitte nach links und gehen Sie los“.
Das Programm erkennt zunächst waagerechte und senkrechte Elemente in einem Bild. Dann verzerrt es das Bild, so dass jeweils alle Horizontalen und alle Vertikalen parallel zueinander verlaufen. Dadurch wird die Aufnahme in ein Foto umgewandelt, dass aus einem direkten Blickwinkel aufgenommen wurde. In diesem Bild sucht die Software nach eindeutigen Merkmalen wie Fensterecken, Türen und Farbintensitäten. Dann durchstöbert sie die Datenbank nach passenden Bildern. Als grober Anhaltspunkt dient ihr dabei die Basisstation, von der das Handysignal gesendet wurde. Schließlich vergleicht das Programm das Datenbankbild mit der ursprünglichen Aufnahme und berechnet daraus den genauen Standort.
Noch ist unklar, ob und in welcher Form das System der britischen Entwickler auf den Markt kommen wird. Zurzeit arbeiten Cipolla und Robertson an einem Prototypen, der alle Gebäude im Stadtzentrum von Cambridge abdecken soll.
ddp/bdw ? Cornelia Pfaff