Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Internet als Matchmaker

Technik|Digitales

Internet als Matchmaker
marriagebdw.jpg
Halten per Internet begonnene Partnerschaften besser? (Bild: Thinkstock)
Online-Partnerbörsen sind im Trend: Immer häufiger lernen Männer und Frauen ihre potenziellen Partner nicht mehr in der Kneipe oder am Arbeitsplatz kennen, sondern im Internet. Ob sich so tatsächlich ein langfristig passender Partner finden lässt und wie gut diese Beziehungen halten, haben US-Forscher jetzt in einer Studie mit fast 20.000 Menschen untersucht. Ihr Ergebnis: Wer seinen Ehepartner online kennengelernt hat, ist im Durchschnitt etwas zufriedener mit seiner Beziehung. Die Wahrscheinlichkeit einer Trennung ist zudem bei solchen Paaren etwas geringer. Nach Ansicht der Forscher sprechen ihre Daten dafür, dass das Internet nicht nur unser Sozialleben, sondern auch die Dynamik und Entwicklung von Partnerschaften verändert.

„Der Aufstieg des Internets hat die Art, wie wir arbeiten, spielen, suchen, einkaufen und kommunizieren tiefgreifend gewandelt“, erklären John Cacioppo von der University of Chicago und seine Kollegen. Eine Studie zeige, dass Menschen in den USA heute fast zehn Prozent ihrer Freizeit online verbringen. Kein Wunder also, dass immer mehr Männer und Frauen auch per Internet nach ihrem Partner fürs Leben suchen. Online-Partnerbörsen sind längst eine Milliarden-Dollar Industrie. Bisher allerdings fehle es an soliden empirischen Daten darüber, wie viele Ehen heute tatsächlich bereits online beginnen. Unklar sei auch, ob sich eine per Internet begonnene Bindung auch in Bezug auf ihre Stabilität und die Zufriedenheit der Partner von den offline angebahnten Partnerschaften unterscheide, so die Forscher. Genau diese Frage haben sie daher nun untersucht.

Für ihre Studie führten die Forscher eine elektronische Umfrage bei 19.131 US-Bürgern durch, die zwischen 2005 und 2012 geheiratet hatten. Sie wollten dabei neben grundlegenden Angaben zu Geschlecht, Alter, Einkommen und Bildungsstand unter anderem wissen, wie sich die Partner kennengelernt hatten – ob online oder offline. Falls online, wurden die Teilnehmer gefragt, ob über eine Partnerbörse, über ein Messageboard oder ein soziales Netzwerk, über ein Multiplayerspiel oder per E-Mail. Zusätzlich befragten die Forscher alle Teilnehmer dazu, wie zufrieden sie mit ihrer aktuellen Beziehung waren – und ob sie sich mittlerweile schon wieder getrennt hatten.

Ein Drittel der Ehen beginnt bereits online

„Wir haben festgestellt, dass ein überraschend hoher Anteil der Ehen heute schon online beginnt“, berichten die Forscher über ihre Ergebnisse. Von den Teilnehmern, die zwischen 2005 und 2012 geheiratet hatten, hatte jeder dritte seinen Partner oder seine Partnerin über das Internet kennengelernt. Die Hälfte davon mit Hilfe einer Online-Partnerbörse. Besonders häufig unter den „Onlinern“ vertreten waren dabei Menschen zwischen 30 und 49 Jahren mit einem höheren Einkommen, einem festen Job und mindestens einem Collegeabschluss, wie Cacioppo und seine Kollegen berichten. Männer waren zudem leicht häufiger vertreten als Frauen. Wie zu erwarten, waren diejenigen, die ihre Partner in einem sozialen Netzwerk oder in einem Spiel kennengelernt hatten im Durchschnitt jünger als diejenigen, die E-Mail oder eine Partnerbörse genutzt hatten. „Das zeigt, dass auch die Möglichkeiten, sich online zu begegnen, keineswegs homogen sind und auch nicht von den gleichen Leuten genutzt werden“, erklären die Forscher.

Anzeige

Wie aber sah es mit der Haltbarkeit und Zufriedenheit der online angebahnten Beziehungen aus? „Gerade Partnerbörsen werben oft damit, dass ihre Methoden, geeignete Partner zusammenzuführen, zu besseren, länger haltenden und glücklicheren Beziehungen führen“, so die Forscher. Bisher allerdings habe es keine Belege dafür gegeben, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügten. Jetzt habe man dies zumindest für die ersten sechs bis sieben Jahre einer solchen Beziehung genauer untersucht. Tatsächlich ergab die Auswertung, dass Partner, die sich online kennengelernt hatten, ihre Beziehung leicht positiver bewerteten und zufriedener mit ihr waren als Partner aus offline begonnenen Beziehungen. Auch die Zahl der Scheidungen war bei ihnen mit 5,9 Prozent leicht niedriger – zwar nur um zwei Prozent, aber dennoch signifikant.

Mehr Auswahl und mehr Offenheit

„Worauf diese positiven Effekte zurückgehen, ist eine wichtige Frage und muss noch untersucht werden“, erklären Cacioppo und seine Kollegen. Ein Grund könnte sein, dass die Auswahl geeigneter Partner online größer ist als beispielsweise in der Kneipe um die Ecke oder am Arbeitsplatz. Es ist daher leichter, den passenden Mann oder die passende Frau zu finden. Ein anderer möglicher Grund wäre, dass Menschen dazu neigen, online mehr über sich und ihre Eigenschaften zu verraten als bei einer direkten Begegnung. Die scheinbare Anonymität des Internets macht es leichter, sich gegenüber anderen zu öffnen, wie die Forscher erklären. Das könnte sich auch positiv auf die Partnerwahl und eine beginnende Beziehung auswirken.

Noch liefere ihre Studie nur einen ersten Einblick in die Art und Weise, wie das Internet unsere Beziehungen beeinflusse und verändere, betonen die Forscher. Zudem seien die Daten bisher nur bei US-Bürgern erhoben worden. Allerdings sei die zunehmende Nutzung des Internets ein globales Phänomen und daher sei es wahrscheinlich, dass die Mechanismen und Begleiterscheinungen auch in anderen Ländern ähnlich sind.

Zu ergänzen ist noch, dass die Studie von der Online-Partnerbörse eHarmony in Auftrag gegeben wurde. Die Autoren betonen aber, dass sowohl Auswertungsmethoden als auch die Auswertung und Ergebnisse genau deshalb zusätzlich von unabhängigen Statistikern überprüft wurden, um die Integrität der Daten und Analysen zu sichern. Die Studie entspreche daher den von der American Medical Association geforderten Qualitätskriterien.

John Cacioppo (University of Chicago) et al., Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), doi: 10.1073/pnas.1222447110 © wissenschaft.de – ===Nadja Podbregar
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

koh|len  〈V. i.; hat〉 1 zu Kohle verbrennen, verkohlen 2 〈Mar.〉 Kohle (als Ladung) übernehmen … mehr

Ka|ra|kul|schaf  〈n. 11; Zool.〉 Fettschwanzschaf, dessen 3–8 Tage alte Lämmer den Persianerpelz liefern [nach dem Bergsee Karakul … mehr

re|kur|siv  〈Adj.〉 1 〈Math.〉 auf bekannte Werte zurückgehend 2 〈Sprachw.〉 (bei der Bildung von Sätzen) auf Regeln, die für die vorangegangenen Sätze gelten, zurückgreifend; … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige