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Lieber auf Nummer Sicher gehen als Millionär werden

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Lieber auf Nummer Sicher gehen als Millionär werden
Etwa zwei Drittel der Kandidaten der Quizshow Wer wird Millionär? verfahren nach dem Motto „Lieber einen Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach“ und steigen mit dem bereits erspielten Geld vorzeitig aus dem Quiz aus. Das ist ein Ergebnis, das Roger Hartley von der Universität Manchester zusammen mit zwei Kollegen bei der Auswertung der Daten von 515 Kandidaten der britischen Version der Quizshow gewonnen hat. Des weiteren fanden die Wirtschaftswissenschaftler, dass das Risikoverhalten eines Kandidaten bei kleinen und großen Gewinnen mit dem gleichen mathematischen Gesetz beschrieben werden kann.

Dass es überhaupt auf sinnvolle Weise möglich ist, menschliches Risikoverhalten mit mathematischen Gesetzen zu beschreiben, bewiesen John von Neumann (1903 ? 1957) und Oskar Morgenstern (1902 ? 1976) bereits im Jahr 1944. Sie zeigten, dass sich das Risikoverhalten von Menschen, die bei ihren Entscheidungen ein Mindestmaß an Rationalität walten lassen, mittels einer so genannten Nutzenfunktion beschreiben lässt. Die Parameter dieser Nutzenfunktion hängen von der persönlichen Risikobereitschaft der jeweiligen Person ab.

Ein Beispiel: Jemandem wird ein Glücksspiel angeboten. Mit einem Münzwurf soll entschieden werden, ob er 1000 ? bekommt oder 1000 ? bezahlen muss. Eine Spielernatur wird sich vielleicht auf diese Bedingungen einlassen, ein vorsichtiger Mensch eher nicht. Bietet man dem Vorsichtigen aber stattdessen als möglichen Gewinn 10.000 ? an ? bei unverändertem möglichem Verlust von 1000 ? und unveränderter Gewinnchance von 50 Prozent ? dann wird er das Spiel aufgrund seiner persönlichen Kosten-Nutzen-Analyse vielleicht doch wagen.

In den vergangenen Jahren haben Wirtschaftswissenschaftler zunehmend Zweifel daran geäußert, dass das Risikoverhalten eines Menschen unabhängig von den infrage stehenden Geldbeträgen durch eine einzige Nutzenfunktion beschrieben werden kann. Für die von den Forschern untersuchten 515 Kandidaten von „Wer wird Millionär?“ ist das jedoch der Fall: Die Kandidaten verhielten sich genauso, wie es die Theorie vorhersagt.

Außerdem ergab die Analyse der Wirtschaftswissenschaftler, dass der Publikumsjoker für die Spieler so wertvoll ist wie der Telefonjoker und der Fifty-Fifty-Joker zusammen. Die beiden letzten liegen etwa gleichauf.

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Aus Untersuchungen wie der vorliegenden erhoffen sich die Wissenschaftler Erkenntnisse über viele verschiedenartige Bereiche, bei denen menschliches Risikoverhalten eine Rolle spielt. Dazu gehören beispielsweise die Frage nach der Investitionsbereitschaft an der Börse oder der Wunsch nach Sicherheit durch den Abschluss einer Versicherung.

+plus magazine

Originalarbeit der Forscher: Roger Hartley, Gauthier Lanot, Ian Walker, „Who Really Wants to be a Millionaire? Estimates of Risk Aversion from Gameshow Data“

Axel Tillemans
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
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  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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