Gibt es einen Verlust von Privatheit oder muss man eben dafür bezahlen, seine Daten zu behalten – wie schon jetzt an der Supermarktkasse? Die Diskussion bleibt gespalten. Während die einen über algorithmische Diskriminierung streiten, bleiben die meisten gelassen. „Ich glaube, die Jugend von heute erwartet gar nichts mehr von ihrer Privatheit“, sagt etwa Leonard Adleman. Er hat in den 1970er-Jahren den Algorithmus RSA mitentwickelt, der heute einer der meistgenutzten Verschlüsselungsalgorithmen ist. „Man will seine Information schützen, aber vielleicht liegt der beste Schutz darin, zu fragen: Wen interessiert’s?“
Andere warnen eher vor einer Einschränkung der Forschungsfreiheit – Richard Karp etwa: „Ich habe keine Angst vor Algorithmen. Aber: Vor kurzem haben Informatiker eine Petition gegen Forschung aufgesetzt, die zur autonomen Kriegsführung beitragen kann. Ich habe nicht unterzeichnet, weil ich eine Menge nützlicher Dinge in Robotik und Bildverarbeitung sehe, die jemand ‚autonome Kriegsführung‘ nennen könnte und die ich nicht abwürgen will. Leider haben solche Entwicklungen immer ihre guten und ihre schlechten Seiten, und es ist wirklich schwer, die schlechten zu verhindern.“ Die Menschenrechtlerin Megan Price dagegen rät jungen Entwicklern schlicht: „Versuche, mit Big Data etwas Gutes zu tun.“
Andreas Loos ist Mathematiker und Wissenschaftsjournalist. Er hat selbst ein paar kleine Algorithmen entwickelt – und bei seinen Gesprächen mit den großen Algorithmikern gestaunt.
Teil 1 Die Fragezeichen hinter Big Data
Teil 2 Ordnung im Datenhaufen hilft Banken
Teil 3 Probleme in der Datenwelt
Teil 4 Was kostet Privatheit?