Ein Harvard-Physiker glaubt, dass unser Kosmos nicht nur mit Materie und Photonen gefüllt ist, sondern auch mit einem mysteriösen, dritten Stoff. Diese Materie besteht nicht aus Teilchen, sondern aus „Nicht-Teilchen“. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Teilchen bleiben die physikalischen Eigenschaften der Nicht-Teilchen unverändert, wenn ihre Energie erhöht wird. Aspekte dieser derzeit noch esoterisch anmutenden Theorie könnten vielleicht schon in den nächsten Jahren mit dem „Large Hadron Collider“ am CERN überprüft werden.
Die bestimmende Eigenschaft der Nicht-Teilchen ist deren Skaleninvarianz, so Howard Georgi, der Verfasser der Studie. Skaleninvarianz bedeutet, dass die physikalischen Eigenschaften der Nicht-Teilchen nicht von ihrer Energie abhängen. Gewöhnliche Teilchen wie Protonen oder Elektronen hingegen weisen eine wohldefinierte, durch Einsteins berühmte Formel „Energie = Masse x Lichtgeschwindigkeit im Quadrat? bestimmte Energie auf.
Georgi zufolge gleichen Nicht-Teilchen somit in gewisser Weise den masselosen Photonen ? sind diese doch schließlich auch skaleninvariant. Die Nicht-Teilchen hingegen würden eine endliche Masse ungleich Null aufweisen.
Georgi glaubt, dass sich Nicht-Teilchen bei genügend hohen Energien in Teilchenbeschleunigern indirekt nachweisen lassen könnten, obwohl ihre Wechselwirkung mit gewöhnlicher Materie extrem schwach ist. Dem Forscher zufolge könnte sich der neue Stoff in erster Nährung wie zerstückelte Teilchen gewöhnlicher Materie verhalten, etwa wie „halbe Neutrinos“.
Trotz der bisherigen Skepsis in der Fachwelt hofft Georgi, dass die Mathematik seiner Arbeit für sich spricht, und weitere Forschung auf diesem Gebiet anspornt.
Physical Review Letters, Band 98 Artikel 221601 Stefan Maier