Winter will nun eine weitere Besonderheit der Neutrinoumwandlungen für eine interessante Anwendung in der Geophysik ausnutzen: Die Rate, mit der sich Neutrinos von einer Sorte in eine andere umwandeln, wird nämlich von der Dichte der Elektronen der Masse bestimmt, die die Neutrinos gerade durchqueren. Da die Elektronendichte der gewöhnlichen Dichte proportional ist, lässt sich auf diese Weise die Dichte eines nur schwer zugänglichen Stoffs bestimmen.
Bevor dieses Verfahren zur Bestimmung der Dichte des Erdkerns praktisch eingesetzt werden kann, ist allerdings noch eine Vielzahl von Hürden zu überwinden. Zum einen wird es wohl sehr schwierig sein, einen von Teilchenkollisionen erzeugten Neutrinostrahl senkrecht in den Erdboden zu schicken. Zum anderen ist der Nachweis von Neutrinos ungemein schwer ? dazu sind in der Regel gewaltige Detektoren aus mehreren Tausend Tonnen Wasser oder anderer flüssiger Substanzen nötig.