Bereits 1957 entdeckte die Kernphysikerin Chien Shiung Wu bei einem radioaktiven Experiment, dass nur linkshändige Teilchen zerfielen, rechtshändige dagegen nicht. Links- bzw. rechtshändig bezieht sich auf die Drehrichtung ? den Spin ? des Teilchens. Betrachtet man ein linkshändiges Teilchen im Spiegel, dann sieht es aus wie ein rechtshändiges. Da dieses im Gegensatz zum linkshändigen nicht zerfallen kann, sagt man: Das Experiment hat die Spiegelsymmetrie ? genauer: die Parität ? verletzt.
Nachdem sie diese Symmetrieverletzung akzeptieren mussten, versuchten die Physiker, zumindest eine verallgemeinerte Symmetrie zu retten. Wenn sich ein Teilchen und sein Spiegelbild schon nicht gleich verhalten, vielleicht kann man die Symmetrie ja wiederherstellen, wenn man im Spiegelbild zusätzlich das Teilchen durch sein Antiteilchen ersetzt? In Wu’s Experiment konnte man die Symmetrie auf diese Weise retten. Doch bereits 1964 wurde ein Teilchenzerfall beobachtet, der auch diese erweiterte, so genannte CP-Symmetrie, verletzte.
Das BaBar-Team am SLAC-Teilchenbeschleuniger in Stanford hat jetzt eine weitere deutliche Verletzung dieser CP-Symmetrie entdeckt. Im SLAC werden Elektronen und ihre Antiteilchen ? Positronen ? mit hoher Geschwindigkeit aufeinandergeschossen. Aus der frei werdenden Energie entstehen neue Teilchen, unter anderem B-Mesonen und ihre Antiteilchen. Diese zerfallen wiederum innerhalb einer Millionstel Sekunde in weitere Teilchen.
Die Forscher untersuchten insgesamt 200 Millionen Zerfälle der B-Mesonen. Dabei interessierten sie sich insbesondere für die Fälle, in denen die B-Mesonen in Pionen und Kaonen zerfielen. Sie fanden ein deutliches Ungleichgewicht zwischen dem Verhalten der B-Mesonen und ihrer Antiteilchen ? nämlich 910 derartige Zerfälle der B-Mesonen und nur 696 ihrer Antiteilchen.
Man glaubt, dass derartige Verletzungen der CP-Symmetrie dafür verantwortlich sind, dass es in unserem Universum heute keine Antimaterie mehr gibt. Denn man geht davon aus, dass kurz nach dem Urknall gleiche Mengen beider Materiearten im Universum vorhanden waren. Nur weil die Natur bei einer CP-Spiegelung “mit gezinkten Karten” spielt, konnte im Laufe der Zeit ein Übergewicht an Materie geschaffen werden. Beim Zusammentreffen von Materie- und Antimaterieteilchen vernichteten sich beide gegenseitig. Übrig blieb der Materieüberschuss.