Um die Temperatur von 100 Millionen Grad halten zu können, muss man jeglichen Kontakt des Plasmas mit Gefäßwänden verhindern. Da die Teilchen des Plasmas elektrisch geladen sind, ist es möglich, sie mit Magnetfeldern zu beeinflussen. Durch eine geeignete komplexe Anordnung von Magnetfeldern erreicht man den „Einschluss“ des Plasmas.
Bereits vor sechs Jahren war es in der Garchinger Testanlage ASDEX Upgrade gelungen, eine verbesserte Magnetfeldanordnung mit einer sehr guten Wärmeisolation des Plasmas zu entwickeln. Zunächst war nicht klar, ob dieses so genannte „Verbesserte H-Regime“ nur in der Garchinger Fusionsanlage zu verwirklichen war. Doch es gelang inzwischen, dieses Verfahren ebenfalls beim amerikanischen Fusionsexperiment DIII-D in San Diego und an der europäischen Gemeinschaftsanlage JET im britischen Culham zu realisieren. In Garching ist es jetzt mit diesem Verfahren gelungen, den Energieinhalt des Plasmas nochmals zu verbessern.
„Nachdem sich das verbesserte H-Regime auf verschiedenen Wegen in drei unterschiedlich großen Anlagen erreichen ließ, sind wir zuversichtlich, dass dies auch in dem nochmals größeren ITER gelingen wird“, sagt Hartmut Zohm vom IPP. Mit dem neuen Verfahren könnte der internationale Testreaktor ITER statt der geplanten Leistung von 400 Megawatt eine Leistung von 800 Megawatt erreichen.
Das ITER-Projekt wurde im Jahr 1985 gemeinsam vom damaligen sowjetischen Generalsekretär Michail Gorbatschow, vom französischen Ministerpräsidenten Francois Mitterand und vom US-Präsidenten Ronald Reagan ins Leben gerufen. Inzwischen sind an dem internationalen Gemeinschaftsprojekt Europa, Russland, die USA, Japan, China und Südkorea beteiligt. Im nächsten Jahr soll über den Standort des Testreaktors und über den Baubeginn entschieden werden. Im nächsten Jahrzehnt könnte ITER seinen Betrieb aufnehmen.