Radioaktive Abfälle aus Kernkraftwerken sollten nicht wie in vielen Ländern geplant in Salzminen oder anderen Aushöhlungen nahe unterhalb der Erdoberfläche vergraben werden. Besser eignen sich Granitschichten, die viele Kilometer tiefer liegen. Zu diesem Schluss kommen britische Wissenschafter. Da Granit durch die vom radioaktiven Zerfall erzeugte Hitze geschmolzen wird, passt er sich beim Abkühlen zudem genau der Form der Abfallcontainer an. Das berichtet der Nachrichtendienst Science Now.
Nach den Ergebnissen von Fergus Gibb von der Universität von Sheffield könnte die ideale Form der langfristigen Lagerung radioaktiver Abfälle so aussehen: Die Kanister werden in einer Tiefe von mehreren Kilometern unterhalb der Erdoberfläche in von Granit umgebene Aushöhlungen vergraben. Da die radioaktiven Abfälle beim Zerfall Energie abgeben, heizt sich der Granit auf viele hundert Grad Celsius auf, so dass er teilweise schmilzt. Er umfließt daher die Kanister und erzeugt somit beim Abkühlen einen passgenauen Sarkophag, berichtet der Forscher im Fachblatt Geology (
Bd. 31, S. 657).
Spezialisten hatten bisher befürchtet, dass der Granit beim Abkühlen keine feste Umhüllung, sondern vielmehr eine spröde, glasartige Schicht bildet ? mitnichten ideal für eine sichere Endlagerung. Gibb hat nun allerdings in Experimenten herausgefunden, dass geschmolzener Granit unter den in tiefen Erdschichten herrschenden Drücken selbst bei relativ schneller Abkühlung kein Glas, sondern eine widerstandsfähige Schicht bildet.
Gibb meint daher, dass Granitsarkophage die ideale Umgebung für hochradioaktives Material darstellen. Kollegen weisen allerdings darauf hin, dass viele Länder schon beträchtliche Mengen Geld in die Erkundung oberflächennäherer Lagerungsstätten wie etwa den Yucca-Berg im US-Bundesstaat Nevada investiert haben. Dass sich die Politiker durch neue Erkenntnisse umstimmen lassen, sei somit relativ unwahrscheinlich.
Stefan Maier