Stefan Enoch und seine Forscherkollegen haben nun eine Linse für Mikrowellen gebaut, die im Gegensatz zu ihren optischen Kollegen nicht gekrümmt sondern flach ist. Die Linse kann daher einfach in optische oder mikroelektronische Schaltkreise integriert werden. Zur Herstellung ihrer Linse durchlöcherten die Forscher dünne Kupferfolien mit fünf Millimeter großen quadratischen Löchern und setzten anschließend in einem Schaumstoffblock mehrere derartige Folien zu einem ebenen Kupfer-Schaumstoff-Block zusammen.
Um die optischen Eigenschaften dieses Blocks zu untersuchen, betteten die Forscher eine Mikrowellenquelle in diesen ein und untersuchten das Abstrahlungsprofil der Quelle außerhalb des Schaumstoffblocks. Dabei stellten sie fest, dass der Block die von der Quelle ausgehenden, stark divergierenden Mikrowellenstrahlen zu einem Strahl mit einem Öffnungswinkel von nur zehn Grad fokussierte. Die Anordnung wirkt damit als eine ebene Linse.
Der Kupfer-Schaumstoff-Block ist ein sogenanntes Metamaterial, ein aus einem Metall und einem anderen Stoff ? in diesem Falle Schaumstoff ? zusammengesetztes Material, dass einen kristallähnlichen Aufbau besitzt. Ein derartiger Stoff weist oft überraschende elektromagnetische Eigenschaften für Strahlung auf, deren Wellenlänge mit der Gitterperiode des Kristalls vergleichbar ist. Dies ist hier im Fall von Mikrowellen der Fall: Der Kupferblock hat für diese Wellen einen Brechungsindex, der nur knapp über Null liegt und unterhalb des Brechungsindizes der Luft. Die von der Quelle ausgehenden Mikrowellen stoßen daher beim Übergang in die Außenwelt auf einen höheren Brechungsindex und werden so fokussiert.