Während sich beim herkömmlichen Betazerfall ein Neutron eines instabilen Kerns unter Aussendung eines Elektrons und eines Antineutrinos in ein Proton umwandelt, wandeln sich bei dem von Elementarteilchenphysikern postulierten Doppelbetazerfall zwei Neutronen gleichzeitig in Protonen um. Dies ist mit der Aussendung zweier Elektronen mit genau definierten Energien verbunden ? ohne Aussendung von Neutrinos.
Der Doppelbetazerfall verstößt damit gegen die von dem Standardmodell der Elementarteilchenphysik geforderte Erhaltung der Leptonenzahl bei Kernreaktionen. Elektronen und Elektron-Neutrinos weisen eine Leptonenzahl von 1 auf, während Positronen und Elektron-Antineutrinos eine Leptonenzahl von ?1 zugeordnet wird. Damit bleibt die Leptonenzahl beim Betazerfall erhalten ? beim Doppelbetazerfall jedoch nicht. Sollte dieser tatsächlich in der Natur vorkommen, so würde sich damit auch das Neutrino als sein eigenes Antiteilchen erweisen, was Aufschlüsse über dessen Masse zulassen würde.
Ob die deutschen Physiker nun tatsächlich diesen Zerfall beobachtet haben, ist in der Fachwelt sehr umstritten. Kritiker weisen daraufhin, dass die von dem Team in ihrem Experiment bestimmte Neutrinomasse mit 0.39 Elektronenvolt um ein Vielfaches größer ist als die bisherige aus Neutrinooszillationen bestimmte Obergrenze. Derartig schwere Neutrinos könnten einen Großteil der Dunklen Materie im Weltraum ausmachen.
Weiterhin weisen die Kritiker ? eine Gruppe von 26 international anerkannten Teilchenphysikern ? auf die für Teilchenexperimente relativ große statistische Unsicherheit des Experiments hin.