Neutrinos haben aller Wahrscheinlichkeit nach eine Masse ungleich Null. Dies ist eines der Ergebnisse der ersten gemeinsamen Konferenz der Amerikanischen und Japanischen Physikalischen Gesellschaften zum Thema Kernphysik. Damit ist eines der wichtigsten Rätsel der Elementarteilchenphysik seiner Lösung einen Schritt näher gekommen.
Die auf der Hawaii-Insel Maui abgehaltene Konferenz der beiden Forschungsgesellschaften war die erste ihrer Art. Amerikanische und japanische Forscher stellten eine Vielzahl von Arbeiten über den Nachweis und die Eigenschaften von Neutrinos vor. Ein Vergleich der an den beiden großen Neutrinodetektoren in Sudbury in Ontario und am Super-Kamiokande in Kamioka gesammelten Daten ließ einige Forscherteams zu dem Schluss kommen, dass sich Elektronneutrinos periodisch in My- sowie in Tauneutrinos umwandelten. Dies lässt sich nur mit einer Neutrinomasse ungleich Null erklären.
Die Forscher sind daher der Ansicht, dass die Jahrzehnte alte Frage, ob Neutrinos eine Masse haben oder nicht, bejaht werden sollte. Allerdings konnte sich die Konferenz nicht zu einer allgemeinen Erklärung diesbezüglich durchringen. Zur endgültigen Klärung der Frage der Neutrinomasse müssten noch weitere Daten gesammelt werden.
Die von dem berühmten Physiker Wolfgang Pauli in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts vorausgesagten Neutrinos gehören zu den am schwierigsten nachzuweisenden Elementarteilchen. Sie reagieren nur äußerst selten mit gewöhnlicher Materie, und daher sind riesige Detektoren zu ihrem Nachweis notwendig. In Europa ist ein derartiger Detektor im italienischen Gransasso-Massiv in Betrieb.
Ob Neutrinos eine Masse haben oder nicht, ist eine der wichtigsten Fragen der Elementarteilchenphysik. Das sogenannte Standardmodell der Elementarteilchenphysik lässt diese Frage offen.
Stefan Maier