Das Geheimnis eines dreidimensionalen Films ist einfach: Die Gläser der speziellen 3-D-Brillen trennen die roten und blauen Bilder. Werden diese beiden Ansichten wieder vereinigt, ergibt sich ein dreidimensionales Bild. Ein Wissenschaftler vom Nara Institute of Science and Technology in Japan will dieses Prinzip nutzen, um 3-D-Bilder von Atomen zu erzeugen. Hiroshi Daimon beschreibt seine Idee in der neuesten Ausgabe der Physical Review Letters.
Physiker benutzen die Methode der Photoelektronenbeugung, um Atom- oder Molekülstrukturen zu studieren. Mit Röntgenstrahlen wird dabei ein Adsorberstoff angeregt, der daraufhin Elektronen freisetzt. Einige dieser Elektronen fliegen auf den zu untersuchenden Stoff und werden je nach Atom- und Molekülstruktur des Stoffes reflektiert. Andere aus dem Adsorberstoff freigesetzte Elektronen fliegen direkt zu einem Detektor. Die vom Detektor aufgenommenen Signale beeinflussen sich gegenseitig. Daraus können Rückschlüsse auf die Struktur des Stoffes gezogen werden.
Daimon nutzte ebenfalls das Prinzip der Elektronenbeugung. Er verwendete jedoch kreisförmig polarisiertes Licht, um die Probe anzuregen und Elektronen freizusetzen. Das Licht gibt einen zusätzlichen Bewegungsimpuls an die freigesetzten Elektronen weiter. Daher ist das vom Detektor aufgezeichnete Signal ein wenig gedreht, entweder im Uhrzeigersinn oder entgegen des Uhrzeigersinns, je nach Art des ausgesandten Lichtes. Dadurch erzeugte Daimon zwei verschiedene Sichtweisen von demselben Kristall. Beide Bilder können dann zu einem dreidimensionalen Bild von Atomen oder Molekülen vereinigt werden. Weitere Forschung wird nun zeigen, ob diese Technik wirklich funktioniert. Dann wäre es vielleicht möglich, 3D Filme von Atomen zu drehen.
Ralf Möller