Dem Orbitalmodell zufolge können zwei Atome dann eine Bindung eingehen, wenn das Elektronenpaar des Moleküls einen niedrigeren Energiezustand hat als die Elektronen der Einzel-Atome. Dabei gibt es bindende Orbitale mit niedrigerem Energieniveau und antibindende Orbitale, deren Energieniveau höher liegt. Bei einer Verbindung von zwei Helium-Atomen zum Helium-Molekül wären sowohl das bindende als auch das antibindende Orbital gefüllt. Da das Gesamtsystem energetisch nicht niedriger liegt als die Einzel-Atome, kommt keine Bindung zustande.
Unter Bedingungen wie auf der Erde haben Magnetfelder keinen Einfluss auf chemische Bindungen. Lange und seine Kollegen untersuchen nun jedoch mit Computersimulationen, welchen Gesetzen Atome in extrem starken Magnetfeldern unterliegen, wie sie auf manchen Weißen Zwergen herrschen. Dort können die Magnetfelder zehntausendmal so stark sein wie in den leistungsfähigsten Kernspintomographen. Das Magnetfeld mancher Neutronensterne liegt sogar noch um mehrere Größenordnungen darüber.
Wie die Forscher berichten, erschließt sich bei solch starken Magnetfeldern eine völlig andere Welt. Die nicht-bindenden Orbitale werden in starken Magnetfeldern stabilisiert, wenn sie senkrecht zum Magnetfeld liegen, schreiben die Forscher. So können zum Beispiel Moleküle aus zwei Helium-Atomen entstehen. Auch ein Zustand des Wasserstoff-Moleküls, der normalerweise instabil ist, überdauert der Studie zufolge bei starken Magnetfeldern.
?Die Welt der magnetisierten Materie ist noch weitgehend unerforscht?, schreibt Peter Schmelcher von der Universität Hamburg in einem begleitenden Kommentar. Diese Welt sei noch größtenteils verborgen, da die nötigen Feldstärken im Labor nicht erzeugt werden können. Doch für einige Millisekunden können Felder im Labor mittlerweile immerhin ein Hundertstel der Feldstärke eines Weißen Zwergs erreichen. Schon in diesem Bereich sei mit interessanten Effekten zu rechnen.