Allerdings können Antiteilchen und auch aus ihnen zusammengesetzte Antiatome künstlich erzeugt werden. So gelang es erstmals 1995 am CERN, Antiwasserstoff-Atome – bestehend jeweils aus einem Positron und einem Antiproton – nachzuweisen. Wirklich untersuchen ließen sich die Anti-Atome bislang jedoch nicht. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. Zum einen sind Antiteilchen sehr kurzlebig, denn sobald sie auf ihre Gegenstücke treffen, kommt es zur Annihilation – die beiden Teilchen vernichten sich unter Freisetzung von Energie gegenseitig. Zum anderen waren die bisher erzeugten Antiwasserstoff-Atome extrem heiß, das heißt, die Teilchen bewegten sich sehr schnell und ließen sich auch deswegen nicht analysieren.
Den CERN-Forschern ist es jetzt erstmals gelungen, beide Hindernisse zu überwinden: Sie kühlten Antiprotonen in einem sogenannten Speicherring bis auf ein halbes Grad über dem absoluten Nullpunkt herunter und brachten sie dann dazu, mit Positronen zu Antiwasserstoff-Atomen zu reagieren. Das fand innerhalb eines speziell entworfenen Magnetfeldsystems statt, das wie ein Spiegel funktionierte: Sobald sich die Antiteilchen der “Wand” näherten, wurden sie zurück in die Mitte des Systems reflektiert. Auf diese Weise gelang es den Wissenschaftlern, in insgesamt 335 Zyklen 38 Antiwasserstoff-Atome einzufangen und jeweils mindestens 172 Millisekunden festzuhalten. Wenn man davon ausgehe, dass der verwendete Detektor etwa jedes zweite gefangene Anti-Atom registriert, seien wohl etwa 80 von mehreren Millionen erzeugten Antiwasserstoff-Atomen in die Falle gegangen, schätzen die Forscher. Sie hoffen, künftig sowohl den eingefangenen Anteil als auch die Zeit, die die Antiteilchen in der Falle verbringen, noch deutlich erhöhen zu können – erst dann seien die wirklich entscheidenden Experimente zum Verhalten von Antimaterie durchführbar, sagen sie.