Infrarotlicht und Gelatine könnten Kriminaltechnikern in Zukunft helfen, noch mehr Informationen als bisher aus einem Fingerabdruck herauszuholen. Das schließen britische Forscher aus einer Reihe von Experimenten, in denen sie Fingerabdrücke mithilfe von Gelfolien sicherten und die Folien anschließend im Labor analysierten. Durch eine Bestrahlung mit Infrarotlicht ließ sich die chemische Zusammensetzung der Abdrücke sehr genau bestimmen, ohne dass der gesicherte Fingerabdruck zerstört wurde, zeigte die Auswertung. Auf diese Weise können wertvolle Zusatzinformationen über einen Verdächtigen gewonnen werden.
Für ihre Tests hinterließen die Wissenschaftler Fingerabdrücke auf verschiedenen Oberflächen wie Türklinken, dem Henkel einer Tasse, einer gebogenen Glasplatte und einem Computermonitor. Auf diese Abdrücke pressten sie anschließend die Gelatine-Folien, die in der Kriminaltechnik unter anderem für das Aufnehmen von Fußabdrücken an Tatorten verwendet werden, und untersuchten sie mithilfe eines speziellen, sehr empfindlichen
Infrarotspektrometers. Solche Instrumente messen, welche Anteile eines eingestrahlten Lichtstrahls eine Substanz aufnimmt und helfen dadurch, ihre chemische Zusammensetzung zu bestimmen.
Die Analyse der Gelatinestückchen lieferte ein dreidimensionales, ziemlich genaues Bild der im Fingerabdruck vorhandenen Substanzen, schreiben die Wissenschaftler. Dazu gehören im Allgemeinen die Fettsäuren des Hauttalgs sowie die Bestandteile von Schweiß, die sich bei Kontakt mit einer Oberfläche darauf ablagern, aber auch Rückstände von Tabak oder Lebensmitteln. Ein genaues chemisches Profil kann daher beispielsweise Auskunft darüber geben, ob der Verursacher des Abdrucks raucht, ob er Vegetarier ist oder ob er vor dem Hinterlassen des Fingerabdrucks Drogen angefasst hat.
Zwar müsse die Methode noch weiter verfeinert werden, erklären die Forscher. Sie sei jedoch für kriminaltechnische Untersuchung gut geeignet, weil sie im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden wie dem Einpudern oder dem Anfärben von Fingerabdrücken die ursprüngliche Struktur nicht verändert.
Camilla Ricci ( University College London) et al.: Analytical Chemistry, DOI: 10.1021/ac070580j ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel