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Einfühlungsvermögen aus dem Rechner

Technik|Digitales

Einfühlungsvermögen aus dem Rechner
Eine Software mit Einfühlungsvermögen soll in Zukunft Menschen mit Autismus helfen, die Gefühle ihres Gegenübers einzuschätzen: Anhand der Bilder einer winzigen Digitalkamera, die beispielsweise an der Brille des Betroffenen angebracht werden kann, überwacht das Programm, ob ein Gesprächspartner Anzeichen von Langeweile, Ärger oder Unverständnis zeigt ? Gefühle, die viele Autisten nur schlecht wahrnehmen können. Entdeckt die Software solche Signale, macht sie den Nutzer durch einen Vibrationsalarm darauf aufmerksam. Das System könnte nach Ansicht der Entwickler dazu beitragen, autistische Menschen aus ihrer sozialen Isolation zu befreien.

Die meisten Autisten sind sich der Gefühle anderer Menschen überhaupt nicht bewusst. Das führt in Gesprächen häufig dazu, dass sie ihr Gegenüber verwirren, provozieren oder auch langweilen, ohne es zu bemerken. „Das ist traurig, weil die Menschen dann beginnen, Gespräche mit autistischen Menschen zu meiden“, erklärt Rana El Kaliouby, eine der beteiligten Forscherinnen. Aus diesem Grund entwickelten sie und ihre Kolleginnen vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) das Hilfssystem aus einer Kamera und einem tragbaren Computer, der mit einem Bilderkennungsprogramm und der neuentwickelten Stimmungssoftware ausgestattet ist.

Frühere Varianten solcher Programme werteten meist ausschließlich einen einzelnen Gesichtsausdruck aus und konnten daher nur die sechs emotionalen Grundzustände Freude, Trauer, Ärger, Angst, Überraschung und Abscheu unterscheiden. Die neue Software registriert zusätzlich die Bewegungen von Augenbrauen, Lippen und Nase sowie Kopfbewegungen wie Neigungen, Nicken und Schütteln und vergleicht sie mit bereits abgespeicherten, einer bestimmten Emotion zugeordneten Bewegungsfolgen. Damit ist es möglich zu erkennen, ob jemand dem gesagten zustimmt oder nicht, sich konzentriert, nachdenkt, verunsichert oder interessiert ist, berichtet das Wissenschaftsmagazin „New Scientist“.

In Laborversuchen lag die Trefferquote der Software zwischen 64 und 90 Prozent ? je nachdem, wie ausgeprägt Mimik und Bewegungen der Testpersonen waren. El Kaliouby plant nun, die ersten Freiwilligen mit dem System auszurüsten, um es in einer alltäglichen Umgebung zu testen. Allerdings gebe es momentan noch technische Probleme, erklärt die Forscherin. So sind herkömmliche Handheld-Computer nicht leistungsfähig genug, um die Software in vollem Umfang laufen zu lassen. Auch müsse noch eine Hochleistungskamera gefunden werden, die so klein ist, dass sie im Alltag nicht stört. Sollte das gelingen, könnte das neue System neben seinem geplanten Einsatz beispielsweise auch Hochschullehrern helfen, die Aufmerksamkeit und das Interesse ihrer Studenten einzuschätzen, so der „New Scientist.“

New Scientist, 1. April, S.30 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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