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Modernes Sonar bringt Trommelfell von Walen zum Platzen

Technik|Digitales

Modernes Sonar bringt Trommelfell von Walen zum Platzen
Neue Sonar-Systeme, mit der die US-Marine in den Weltmeeren moderne U-Boote aufspüren will, treiben Umweltschützer und Tierfreunde in den Protest. Sie fürchten um das Leben von Walen, Delfinen und Meeresschildkröten. Grund zur Sorge gibt ein Test der Marine vor anderthalb Jahren, als vor den Bahamas ein starker Sonar im mittleren Frequenzbereich zum Einsatz kam. Binnen weniger Stunden strandeten mindestens 16 Wale und zwei Delfine. Rund um Hirn und Ohrknochen der Tiere waren starke Blutungen aufgetreten, die durch extrem laute Geräusche ausgelöst werden. Auch andere Wal-Strandungen, etwa bei NATO-Manövern in Griechenland, werden auf starken Sonar zurückgeführt – allerdings wurden die toten Tiere damals nicht näher untersucht.

Nun will die US-Marine eine neues, noch stärkeres Sonar, allerdings im niedrigfrequenten Bereich austesten. Das so genannte Surveillance Towed Array Sensor System (Surtass LFA) soll eines Tages auf vier Kriegsschiffen zum Einsatz kommen, die 80 Prozent der Weltmeere abdecken. Die Marine hält das 300 Millionen US-Dollar teure System für notwendig, um eine neue Generation von U-Booten aufzuspüren: Extrem leise Unterwassergefährte, die für den traditionellen Sonar unsichtbar bleiben. Solche U-Boote besitzen unter anderem Russland, China und Deutschland. In diesem Herbst soll der National Marine Fisheries Service die Entscheidung treffen, ob das Sonarsystem fünf Jahre lang zum Einsatz kommen darf.

Marine-Sprecher halten das System für zwingend notwendig für die nationale Sicherheit. Um den Bedenken der Umweltschützer Rechnung zu tragen, wollen sie rund um das jeweilige Einsatzgebiet eine Art Pufferzone von 100 Kilometern einrichten, die mit herkömmlichem Sonar auf die Gegenwart von Walen überprüft wird. Doch Wale sind durch Sonar gefährdeter als viele andere Säugetiere, weil sie sich für ihre Kommunikation, Nahrungssuche und Wanderungsbewegungen auf Schallsignale verlassen. Während der mittelfrequente Sonar, der in den Bahamas zum Einsatz kam, von vielen Meerestieren über kurze Entfernungen gehört werden kann, ist der niedrigfrequente Sonar für weniger Tieree zu hören, kann aber mehrere hundert Kilometer zurücklegen. Zudem liegt er genau in dem Frequenzbereich, den viele große Wale, etwa die Buckelwale, zur Kommunikation nutzen.

Das neue Sonarsystem würde laut Marine Signale bis zu 215 Dezibel abgeben, eine Lautstärke, die einem startenden Kampfjet neben dem Ohr vergleichbar wäre. Doch aufgrund der Sicherheitszone würden die Wale maximal Lautstärken von 180 Dezibel erleben, so Joe Johnson, der Marine-Beamte zuständig für die Umwelt-Tests. Demnach ergaben die Tests nur einen Maximalwert von 150 Dezibel, wodurch sich die Dauer der Buckelwal-Gesänge verkürzte, die Tiere aber keine anderes ungewöhnliches Verhalten zeigten. Kritiker hingegen glauben, das jeder Ton lauter als 110 Dezibel die Wale irritiert, und dass bei 180 Dezibel die Trommelfelle der Wale bereits platzen.

Dörte Saße
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