Eine bisher einmalige Abgaswolke über Kalifornien hat amerikanische Wissenschaftler in Erstaunen versetzt. Wie die Wissenschaftler des Nasa Goddard Space Flight Centers in der Märzausgabe der amerikanischen Geophysical Research Letters berichten, wurde die rußige Wolke am 18.April 1997 von einem Forschungsflugzeug aus über Kalifornien entdeckt. Was für die Wissenschaftler zunächst ein Rätsel war, konnte später als Kerosinabgas identifiziert werden: Genau 12 Tage zuvor war im russischen Baikonur eine Sojus Trägerrakete gestartet, um die Weltraumstation Mir mit neuen Gütern zu versorgen.
Wissenschaftler unter Leitung des Forschers Paul A. Newman haben die Abgaswolke, die 20 Kilometer von der Erdoberfläche entfernt in der
Stratosphäre über dem amerikanischen Bundesstaat trieb, nun eingehend untersucht.
Newman, ein Atmosphärenphysiker, erläuterte, dass in der Stratosphäre sonst keine solchen Abgasansammlungen zu finden sind, weil sie sich zu schnell verteilen. „Raketenabgase zerstreuen sich meist schon in wenigen Stunden nahe der Erdoberfläche, und eine Wolke in solcher Höhe noch 12 Tage später war eine Überraschung für uns.“
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass solche Raketenemissionen gegenwärtig die Atmosphäre nicht bedrohen, aber ihr Studium eine ideale Möglichkeit bietet, die zukünftige Gefährdung durch Raketenstarts für die Umwelt einzuschätzen.
Marion Herzog