Chaudhury benutzte damals eine schräg gestellte Siliziumplatte, deren Oberfläche graduell Wasser abweisend war. Am tiefsten Punkt der Schräge, dem Startpunkt des Wassertropfens, war die Oberfläche sehr wasserabstossend, in Richtung der Plattensteigung zog sie das Wasser immer stärker an sich. Dieser Gradient erzeugte eine Kraft, die Wassertropfen mit einer Geschwindigkeit von etwa 3,6 Meter pro Stunde bergauf laufen ließ.
Die neuen Versuche führten die Forscher allerdings nicht mehr an einer schiefen Ebene durch. Sie leiteten heißen, wassergesättigten Dampf über einen mit Silizium beschichteten, gekühlten Kupferblock, auf dessen Oberfläche dadurch zahlreiche kleine Wassertropfen kondensierten. Die Siliziumoberfläche wies ähnlich, wie die der Siliziumplatte von damals, einen Gradienten in der Stärke der Wasser abstossenden Kraft auf. Die Flächenmitte, diesmal der Startpunkt der Wassertropfen, war am stärksten Wasser abweisend.
Die Wissenschaftler erwarteten, dass sich die Wassertropfen von der Plattenmitte zum Rand bewegen würden, aber ihre Geschwindigkeit überraschte sie.
Chaudhury erklärte, dass diese neuen Forschungsergebnisse vielleicht bei der Entwicklung von Kühlsystemen für den schwerelosen Raum angewendet werden können. Der Gradient könnte die Funktion der Schwerkraft übernehmen und beispielsweise Wasser von einer horizontalen Oberfläche ableiten, wo es sich sonst, ohne Schwerkraft, sammeln würde.
Ralf Möller