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Atlantikflug abgesagt

Technik|Digitales

Atlantikflug abgesagt
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2016 soll er in Stuttgart das erste Mal in die Luft gehen: der HY4 – das erste viersitzige Passagierflugzeug, das mit einem Brennstoffzellen-Batterie-System angetrieben wird. (Animation: DLR / CC-BY 3.0)

Vor sechs Jahren hatte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) einen ehrgeizigen Plan präsentiert: Innerhalb von zwei Jahren sollte ein Brennstoffzellen-Flugzeug erstmals den Atlantik überqueren ( „Mit Strom über den Atlantik“, bild der wissenschaft 9/2010). Im Juli 2009 war dem Team um DLR-Forscher Josef Kallo eine Premiere gelungen: Auf der Startbahn des Hamburger Flughafens hatte die „Antares DLR H2“ Schwung geholt, um etwas wackelig abzuheben und nach zwei Runden über dem Airport wieder auf dem Boden aufzusetzen. Unter den Augen von Reportern und Politprominenz war der offizielle Erstflug bewältigt.

Im Unterschied zu einem gewöhnlichen Motorsegler bringt bei der Antares ein Elektromotor einen ausklappbaren Propeller in Schwung, gespeist von einer Kombination aus Batterie und Wasserstoff-Brennstoffzelle. Diese hängt unter einem der Flügel in einem Behälter in Tropfengestalt. Unter der anderen Tragfläche sitzt der ebenfalls tropfenförmige Wasserstofftank.

Angestachelt vom Jungfernflug-Erfolg beschlossen die Fachleute ein Projekt, das medienwirksam auf das Luftfahrt-Potenzial der Brennstoffzelle aufmerksam machen sollte: Eine größere, leistungsstär­kere Antares-Variante sollte in New York starten, um nach Zwischenstationen in Kanada, Grönland und Island auf europäischem Boden zu landen – ein Pionierflug nach Art von Charles Lindbergh, aber ganz und gar emissionsfrei und damit umwelt- und klimaschonend.

Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt

Doch es kam anderes: „Um die Technik für so einen Trip zu entwickeln, hätte man einiges an Geld gebraucht“, sagt Kallo. „Leider fanden sich dafür zu wenig Sponsoren.“ Also konnte der größere Prototyp nicht gebaut werden, die Forscher mussten sich mit der vorhandenen kleineren Antares begnügen. Damit gelang immerhin eine Ersatztour. 2012 flog der Wasserstoffsegler vom rheinland-pfälzischen Zweibrücken in Etappen nach Berlin und dann weiter nach Stuttgart – eine Gesamtstrecke von 1500 Kilometern, Flugzeit: 11 Stunden. „Wir haben weniger als ein Kilogramm Wasserstoff pro 100 Kilometer verbraucht und bewiesen, dass sich ein Flugzeug zuverlässig per Brennstoffzelle antreiben lässt“, betont Kallo.

Das DLR stieg zum 1. Juli 2015 aus dem Antares-Projekt aus. Dennoch treiben Josef Kallo und seine Kollegen die Technik unter Hochdruck voran: Derzeit rüsten sie einen viersitzigen, bislang nur per Batterie betriebenen Motorsegler mit Brennstoffzellen nach. Dadurch wollen sie die bislang mickrige Reichweite auf ernstzunehmende Werte hochschrauben – auf bis zu 1500 Kilometer. „Wir wollen zeigen, dass man Passagiere mit Wasserstoff-Brennstoffzellen durch die Luft befördern kann“, sagt Kallo. Der Jungfernflug ist für 2016 vorgesehen. Zuvor haben die Experten noch manche Herausforderung zu meistern: Klappt es wie geplant, mehrere kleine Brennstoffzellen zu einem größeren Aggregat von ausreichender Leistung zu verknüpfen?

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Kallo jedenfalls glaubt an die Sache und schmiedet schon neue hochfliegende Pläne: „In den kommenden fünf Jahren sollte der Prototyp eines Sechs- bis Zehnsitzers möglich sein. Und in 25 Jahren halte ich ein Regionalflugzeug mit bis zu 60 Sitzen für machbar.“

Über den Atlantik wird man mit den Wasserstoff-Fliegern zwar kaum jetten können. Doch für einen Trip nach Paris oder London könnte die Technik durchaus taugen – mit dem Vorteil, völlig emissionsfrei durch die Lüfte zu rauschen.

© wissenschaft.de – Frank Grotelüschen
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