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Auslese: Was Forscher diese Woche sonst noch entdeckt haben

Technik|Digitales

Auslese: Was Forscher diese Woche sonst noch entdeckt haben
Ein lustiger Abend mit Freunden steigert nicht nur die Lebensqualität, sondern kann auch wie eine Schmerztherapie wirken: Durch gemeinsames Lachen werden körpereigene Morphine freigesetzt, die Schmerzen lindern. Das haben Forscher um Robin Dunbar von der Universität Oxford nun durch Experimente nachgewiesen. Für die Studie unterzogen sich freiwillige Probanden Schmerztests, vor und nachdem sie sich eine Sendung des britischen Komikers Mr. Bean angesehen hatten. Die Vergleichsgruppe sah dagegen einen Naturfilm. Als Schmerztest wurde den Probanden eine eiskalte Bandage angelegt und gemessen, wie lange sie die Kälte aushalten konnten, oder es wurde ihnen eine Manschette eines Blutdruckmessgeräts um den Arm gelegt und bis zur jeweiligen Schmerzgrenze aufgepumpt. Ergebnis: Die amüsierten Testpersonen waren nun um zehn Prozent unempfindlicher als die Vergleichsgruppen. Damit dieser Effekt allerdings eintritt, sind Voraussetzungen nötig, wie die Detailanalysen offenbarten: Man muss wirklich herzlich lachen – dadurch tritt ein körperlicher Erschöpfungseffekt ein, der den Wissenschaftlern zufolge die Ausschüttung von Endorphinen auslöst. Besonders intensiv war die Wirkung, wenn sich die Versuchspersonen die lustigen Videos gemeinsam ansahen. Darin könnte auch der grundsätzliche Sinn des Lachens liegen: Gruppen in ihrem Zusammenhalt zu stärken, sagen die Wissenschaftler. (Robin Dunbar, Universität Oxford, et al.: Proc. R. Soc. B, doi:10.1098/rspb.2011.1373)

Zumindest kurios ist auch das nächste Thema – es geht um Viren und verrückte Raupen: Forscher haben herausgefunden, wie ein Virus das Verhalten von Schwammspinnerraupen für seine Zwecke steuern kann. Normalerweise sind die Tierchen nachtaktiv und fressen in der schützenden Dunkelheit die Blätter von Bäumen. Tagsüber verstecken sie sich dagegen in Rinden-Spalten. Sind die Raupen allerdings mit bestimmten Baculoviren infiziert, ist es vorbei mit diesem sinnvollen Konzept: Nun klettern die Raupen auch am Tag hoch ins Blätterwerk und fressen dort bis sie buchstäblich platzen. Dabei verwandeln sie sich in einen Brei, der dann auf die darunterliegenden Blätter tropft. Genau das ist das Ziel des Virus: Viele weitere Raupen infizieren sich, wenn sie von den betropften Blättern fressen. Nun haben Forscher herausgefunden, wie das Virus diese Verhaltensänderung auslöst und die Raupen in Marionetten seiner Vermehrungsstrategie verwandeln kann. Kelli Hoover von der Pennsylvania State University und ihre Kollegen konnten zeigen, dass nur Viren den Raupenwahnsinn auslösen, die ein Gen besitzen, das die Produktion des Eiweißstoffes EGT steuert. Es handelt sich dabei um ein Enzym, das in den Hormonhaushalt der Raupe eingreift. Es lässt die Raupen nicht zur Ruhe kommen und macht sie zu selbstmörderischen Fressmaschinen mit einem Virus am Steuerhebel. (Kelli Hoover, Pennsylvania State University, et al.: Science, doi: 10.1126/science.1209199)

Von durchgeknallten Raupen zu prominenten Meeressäugern: Offenbar existiert vor der Küste Australiens eine bisher unbekannte Delfin-Unterart. Forscher haben in der Nähe von Melbourne rund 150 Tiere entdeckt, die sich von den bekannten Unterarten des Großen Tümmlers unterscheiden. Vergleiche von Schädeln, DNA-Proben und körperlichen Eigenschaften haben die Unterschiede bestätigt. Die Forscher um Kate Charlton-Robb von der Monash University gaben den Tieren den Namen „Tursiops australis“. „Das ist eine unglaublich faszinierende Entdeckung, da seit dem späten 19. Jahrhundert nur drei weitere Delfinarten neu beschrieben und anerkannt wurden“, sagt die Zoologin. Vermutlich gibt es allerdings nur zwei sehr kleine Populationen: 100 Tiere sind von der Bucht Port Phillip und 50 weitere von den sogenannten Gippsland-Seen bekannt. Große Tümmler wurden bisher von Biologen in drei Arten unterteilt. Für den Laien sehen sie gleich aus, doch nach Angaben der Forscher unterscheiden sich vor allem die Größenverhältnisse von Tursiops australis deutlich von den anderen beiden Arten, die bisher vor Australien gesichtet wurden. (Kate Charlton-Robb, Monash University, et al.: PLoS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0024047)

Bei der nächsten Studie stand wiedereinmal das Verhalten des seltsamsten Wesens auf unserem Planeten im Zentrum ? des Menschen. Wir alle kennen den Typ ?Ich bin der Größte!?. Sympathisch macht Selbstüberschätzung einen Menschen nicht gerade, die Aufschneiderei zahlt sich aber offenbar in der menschlichen Gesellschaft aus. Das schließen zwei US-Forscher aus Simulationen. Die gesellschaftlichen Rückschlüsse von James Fowler und Dominic Johnson von der University of California in San Diego basieren dabei auf den Ergebnissen von speziellen experimentellen Spielen, die Probanden für sie durchführten. Die Konkurrenz-Spiele lassen Rückschlüsse über den Grad der Selbsteinschätzung und die damit verbundenen Verhaltensweisen zu. „Unsere Analyse zeigt, dass sich Selbstüberschätzung gegenüber einer realistischen Selbstanalyse oft durchsetzt“, sagen die Forscher. Zu erklären sei dies damit, dass Menschen mit einem übergroßen Selbstbewusstsein selbst dann noch Ansprüche anmelden, wenn sie in einem Kampf voraussichtlich verlieren werden. Ihre eigentlich stärkeren, aber vorsichtigeren Rivalen verzichteten jedoch auf ihren Anspruch, so dass der eigentlich Schwächere, aber selbst-überschätzende Mensch gewinne. (James Fowler und Dominic Johnson, University of California, San Diego.: Nature, doi: 10.1038/nature10384)

Ein Planet mit zwei Sonnen ? nein, es handelt sich dabei nicht um den fiktiven Heimatplaneten des Kinohelden Luke Skywalker aus der Science-Fiction-Saga „Krieg der Sterne“, sondern tatsächlich um eine wissenschaftliche Entdeckung: Der Planet Kepler-16b ist das erste bestätigte Beispiel für einen sogenannten zirkumbinären Planeten – einen Planeten, der nicht einen, sondern zwei Sterne umkreist. Die Astronomen waren mit dem Weltraumteleskop „Kepler“ auf den Planeten gestoßen, der in rund 200 Lichtjahren Entfernung von der Erde ein Doppelsystem aus zwei Zwergsternen umkreist. „Kepler“ kann winzige Schwankungen in der Helligkeit von Sternen erfassen, die entstehen, wenn ein ferner Planet von der Erde aus gesehen genau vor seinem Heimatstern vorbeizieht. Der neu entdeckte Planet Kepler-16b hat leider wenig mit dem fiktiven Planeten Tatooine aus ?Krieg der Sterne? gemeinsam. Kepler-16b ist ein Gas-Planet und seine beiden Sonnen sind schwache Energiespender: Die eine hat nur ein Fünftel der Masse unserer Sonne, der andere Stern zwei Drittel. So herrschen auf Kepler-16b wahrscheinlich eisige minus 75 bis minus 100 Grad Celsius. Von dort aus kann also vermutlich kein skurriles Wesen den spektakulären doppel-Sonnenuntergang beobachten. (Laurance R. Doyle, SETI Institute, et al.: Science, doi: 10.1126/science.1210923)

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