Noam Sobel und seine Kollegen haben nun jedoch entdeckt, dass beim Locked-in-Syndrom und auch anderen Krankheiten mit schweren Lähmungen die Möglichkeit erhalten bleibt, Luft gezielt durch die Nase ein- und auszuatmen. Um das auszunutzen, entwickelten sie ein Gerät, das Druckänderungen in der Nase misst und diese in präzise elektrische Signale umwandelt. Zunächst prüften gesunde Teilnehmer die Funktionen des Apparates. Dabei traten sie in einem Computerspiel gegeneinander an, je 12 Teilnehmer nutzten dafür eine Nasensteuerung, eine Computermaus oder einen Joystick. Überraschendes Ergebnis: alle hatten dieselbe Reaktionszeit.
Anschließend versuchten Locked-in-Patienten und Menschen, die unter einer schweren Form der Querschnittslähmung litten, mit der Nasensteuerung Texte zu schreiben. Ergebnis: Schon nach kurzem Training wählten sie mit Luftstößen zielsicher einzelne Buchstaben oder Worte aus einer Wort-Vervollständigungs-Liste aus.
Sogar einen Rollstuhl konnten die Probanden mit dem System steuern: Ein spezieller Luftstoß-Code legte dabei die Fahrtrichtung fest. So bedeuteten zwei aufeinanderfolgende tiefe Luftstöße beispielsweise „rückwärts“. Resultat zahlreicher Testfahrten auf einer komplizierten 35-Meter-Strecke: Querschnittsgelähmte können diese mit der Nasensteuerung präzise abfahren und sind dabei genauso schnell wie Menschen ohne Behinderung. Die Gefahr, dass die Nasensteuerung einen normalen Atemzug mit einem gezielten Atemstoß verwechselt, besteht nicht, schreiben die Wissenschaftler. Denn: Mit ein wenig Training lasse sich beides unabhängig voneinander steuern. Selbst bei Menschen, die künstlich beatmet werden müssen, könne ein ähnliches Gerät eingesetzt werden. Als nächstes wollen die Neurobiologen die Nasensteuerung multitaskingfähig machen, damit der Benutzer beispielsweise gleichzeitig sprechen und rollstuhlfahren kann.