Um diesen Mangel zu beheben, bedienten sich die Wissenschaftler um Sung Jae Kim vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge eines bekannten Phänomens: In eine Flüssigkeit mit elektrisch geladenen Teilchen, sogenannten Ionen, wird eine Membran eingesetzt. Fließt durch diese Strom, so reichern sich an einer Seite der Membran die Ionen an, während sie an der anderen Seite abgestoßen werden ? und Salz ist im Meerwasser in Form von Ionen gelöst. Das nun entwickelte Entsalzungssystem ähnelt einer Astgabel: In einem Chip fließt Meerwasser durch einen 500 Mikrometer breiten Kanal und wird an einer Gabelung eine kurze Strecke an einer Membran entlang geführt. Diese besitzt Poren mit einem Durchmesser von fünf Nanometern. Zum Vergleich: ein Nanometer entspricht der Strecke, die vier nebeneinander sitzende Atome einnehmen. Wird nun an diese Membran eine Spannung angelegt, so leitet sie Wasser mit hohem Salzgehalt einfach im Kanal weiter, das Wasser ohne Ionen passiert und fließt in einen separaten Kanal. Gleichzeitig wird das Wasser zuverlässig auch von größeren Partikeln und Keimen gesäubert.
Die Methode erreicht eine außergewöhnliche Effizienz: Bereits bei der ersten Anwendung entfernte sie 99 Prozent des Salzes aus dem Meerwasser. Zudem erlaubt sie einen langfristigen und wartungsarmen Betrieb einer auf diesem Prinzip basierenden Entsalzungsanlage. Im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen wird nämlich durch die Abstoßung aller geladenen Partikel die Membran kaum verschmutzt und verstopft. Die Technik kann zudem in einem kleinen Koffer transportiert und mit geringem Energieeinsatz sogar auf Batteriebasis betrieben werden. Die Methode sei deshalb den bisher eingesetzten Verfahren in Entwicklungsländern und Katastrophengebieten mit schwacher Infrastruktur überlegen. Die Wissenschaftler betonen aber, dass ihre Technik nicht in Konkurrenz zu den industriellen Entsalzungsanlagen steht.