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Plasma in der Tüte

Technik|Digitales

Plasma in der Tüte
Niederländische Forscher haben eine mögliche Alternative zur herkömmlichen Dampfdrucktechnik für die Sterilisation von Instrumenten und Geräten entwickelt: Sie machen medizintechnische Gerätschaften durch ein raffiniertes Verfahren mit Plasma, einem hauptsächlich aus geladenen Teilchen bestehenden Gas, keimfrei. Zum Abtöten von Mikroorganismen wie Bakterien oder Viren verpacken sie Instrumente und Geräte dazu in Plastikbeuteln, in denen das Plasma über Magnetfelder entzündet wird. Das Verfahren macht die aus dem Labor bekannte Plasma-Sterilisierung erst für den Klinikalltag praktikabel, denn bisher mussten die Instrumente nach der Behandlung erst noch in einen versiegelten Behälter umgelagert werden, was einer erneuten Keimbelastung Vorschub leistet.

Seit 130 Jahren wird Mikroorganismen mit sogenannten Autoklaven der Garaus gemacht: Nährmedien, medizinische Instrumente, Operationswäsche oder Tupfer werden in einem Behältnis hohem Dampfdruck und Temperaturen von etwa 120 Grad Celsius ausgesetzt. Doch diese Zeiten könnten nun vorbei sein, glauben die Niederländer. ?Der große Vorteil der Plasma-Behandlung ist, dass es ein relativ kühles Verfahren ist und dass sie neben der Sterilisierung auch eine reinigende Wirkung entfaltet?, erklärt Norbert Koster. Zwar hat die Gasbehandlung durchaus ihren Weg in Praxis gefunden, doch der große Durchbruch blieb ihr bisher verwehrt: Grund ist der Umstand, dass sie nicht in einem versiegelten Behälter stattfinden konnte.

Das ändert sich nun mit dem Plasma-in-a-Bag genannten neuen Verfahren: Die Gerätschaften werden in Vakuum-Plastikbeuteln versiegelt und in eine Kammer mit Unterdruck gelegt. Dadurch blähen sich die Beutel auf, Magnetfelder regen das enthaltene Plasma an und die Mikroorganismen erliegen dem so ausgelösten Ionenbeschuss. Wird der Beutel nach der Prozedur aus der Unterdruck-Kammer genommen, legt sich die Plastikhülle wieder eng um die Instrumente und hält sie versiegelt.

Mit dem Plasma-in-der-Tüte wollen die Wissenschaftler das traditionelle Dampfdruck-Verfahren vorerst nur ergänzen. Zum einen zielen sie dabei auf moderne hochempfindliche elektronische Geräte wie Detektoren ab, die durch Hitze und Druck schnell beschädigt werden. Zum anderen lässt sich das Plasma in der Zusammensetzung verändern ? die Gasbehandlung wird zielgerecht designt für jede beliebige mikrobielle Spezies.

Norbert Koster (TNO Science and Industry, Delft) et al.: Vortrag auf dem 56. Symposium der American Vacuum Society, San Jose ddp/wissenschaft.de ? Rochus Rademacher
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