“Betrachtet man etwas, das sich immer in gleicher Art und Weise bewegt, so veranlasst es die Bewegung wahrnehmenden Zellen im Hirn, sich an diese Bewegung anzupassen”, erklärt Psychologen Rob Gray von Nissan Cambridge Basic Research. Diese so genannte Bewegungsadaption geschieht etwa an Straßenmarkierungen und Bäume im regelmäßigen Abstand. Bei visuell geleiteten Fahr-Aktionen, wie etwa das Überholen, könne dies fatale Fehler verursachen.
Gray und David Regan von der kanadischen York University hatten im Fahrsimulator die Reaktionen von 18 erfahrenen Autofahrern im Alter zwischen 19 und 36 Jahren analysiert. Diese setzten bereits nach wenigen Minuten monotonen Geradeausfahrens deutlich näher am vorausfahrenden Fahrzeug zum Überholen an (um 0,2 bis 0,5 Sekunden später). Dies verkleinert den Fehlerspielraum und erhöht deutlich das Risiko für Auffahrunfälle, so Gray. Zudem fuhren sie im Schnitt rund acht Kilometer pro Stunde schneller, berichtet er im Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance .
Die gefährliche Bewegungsadaption kennen Psychologen bereits von Autobahn-Abfahrten: Viele Fahrer unterschätzen dort ihre tatsächliche Geschwindigkeit, in eng gebogenen Abfahrtsrampen verlieren sie die Kontrolle über ihr Fahrzeug. Gute Erfolge zeigten in diesem Fall unregelmäßige Fahrbahnmarkierungen vor der Abfahrt. Für das Problem unfallträchtiger Überholmanöver sinnen die Forscher allerdings noch auf Lösungen. Ziel ist, das Hirn von der Gewöhnung abzulenken, deshalb diskutieren die Forscher beispielsweise “bewegte Displays auf dem Armaturenbrett, die Augenbewegungen bewirken und den Fahrer vor sturem Geradeausstarren bewahren.”
Dörte Saße