Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Ärmel hochkrempeln bringt nichts

Allgemein

Ärmel hochkrempeln bringt nichts
Andrei Okounkov, hoch dekorierter Mathematik-Star, über Eigenbrötler unter seinen Kollegen und die Bedeutung seiner Zunft für die Zukunft der Naturwissenschaften.

bild der wissenschaft: Herr Okounkov, sie haben 2006 die Fields-Medaille bekommen, die höchste Auszeichnung in Mathematik. Warum sind Sie besser als andere?

OKOUNKOV: Ich bin gar nicht besser, jedenfalls bin ich kein Superman. Ich habe nur viele intelligente Leute getroffen, von denen etliche meine Mitarbeiter geworden sind. Etwa die Hälfte meiner Zeit arbeite ich allein, die andere Hälfte jedoch in Kooperation mit Kollegen. Das wäre anders gar nicht möglich. Bei großen mathe-matischen Problemen braucht man die Expertise anderer – deshalb ist es wichtig, sich mit Kollegen auszutauschen.

bdw: Könnte es einen Punkt geben, an dem in der Mathematik alle Fragen gelöst sind?

OKOUNKOV: Das wird niemals passieren. Die Mathematik ist ja keine Landkarte mit ein paar weißen Flecken. Mit jeder neuen Idee oder Kombination von Arbeiten ergeben sich neue Perspektiven und oft unerwartete Verbindungen bisher unabhängiger Theorien.

Anzeige

bdw: Das klingt so, als würde die Mathematik vor allem um sich selbst kreisen …

OKOUNKOV: Wissenschaft ist zwar eine Art Kunst, und vor allem die Mathematik hat eine innere Harmonie und Schönheit, nach der wir streben. Das ist aber kein Selbstzweck, sondern eröffnet etliche Möglichkeiten für andere Disziplinen. Die Mathematik wurzelt tief in anderen Naturwissenschaften, und es ist befriedigend zu sehen, wenn unsere Rechnungen mit experimentellen Beobachtungen übereinstimmen. Noch besser ist es natürlich, wenn die Mathematik Vorhersagen über Phänomene macht, die noch niemand beobachtet hat, oder wenn sie vorausahnt, was in den Naturwissenschaften an Bedeutung gewinnt.

bdw: Welche Talente braucht man als Mathematiker?

OKOUNKOV: Mathematik erfordert Intuition und Kreativität, manchmal sind aber auch Routinearbeiten nötig, zum Beispiel wenn man Programme schreiben muss. Mathematik ist jedenfalls keine Wissenschaft, bei der man die Ärmel hochkrempelt und dann drauflos arbeitet. Aber die Herangehensweise ist sehr individuell.

bdw: Wer erzählt, dass er Mathematik studiert hat, wird oft wie ein Außerirdischer beäugt. Woher kommt dieses merkwürdige Image?

OKOUNKOV: Sie sollten mal in die USA gehen! Dort verschwindet die Mathematik völlig aus dem öffentlichen Bewusstsein, es zählt nur die Popkultur. In Deutschland sehe ich das Problem eher auf institutioneller Seite, wo es derzeit Konflikte um Räume und Geld gibt. Ich finde, das Ansehen der Mathematik in Europa ist ganz gut.

bdw: Trotzdem arbeiten Sie an der Princeton University in den USA.

OKOUNKOV: Die Arbeitsbedingungen sind dort schon sehr gut. Doch hauptsächlich bin ich in den USA, weil meine Frau für die Deutsche Bank in New York arbeitet.

Das Gespräch führte Bernd Müller ■

Andrei Okounkov

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Kupp|lungs|schei|be  〈f. 19; Kfz〉 jede der beiden Scheiben, die durch Federkraft aneinandergepresst werden u. so die Motorkraft auf das Getriebe übertragen u. von denen eine beim Kupplungsvorgang abgehoben wird, so dass das Getriebe geschaltet werden kann

As|pa|ra|gin|säu|re  〈f. 19; chem. Zeichen: Asp〉 eine Aminosäure

kol|lin  〈Adj.; Geogr.〉 ~e Stufe die niedrigste landschaftsökologische Höhenstufe der Vegetation, die insbesondere als Landwirtschaftsgebiet nutzbar ist; Sy planare Stufe … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige